Life Science

Merck stellt sich auf mehr Gegenwind ein

Nach einem starken Jahr 2022 stellt sich der Pharma- und Technologiekonzern Merck auf härtere Rahmenbedingungen ein und schließt einen Ergebnisrückgang nicht aus.

Merck stellt sich auf mehr Gegenwind ein

swa Frankfurt

 Der Pharma- und Technologiekonzern Merck stellt sich 2023 auf ein herausforderndes Marktumfeld ein. Belasten werden aus Sicht des Managements die anhaltende Inflation, hohe Rohstoffkosten und Energiepreise sowie negative Wechselkurseffekte – auf der Währungsseite hatte Merck 2022 noch profitiert. Gebremst wird die Entwicklung zudem von dem sich abschwächenden Markt für Halbleiter, wobei Merck hier im zweiten Halbjahr auf eine Erholung hofft.

Auch die abflauende Corona-Pandemie wirkt sich dämpfend aus. Merck war hier im Life-Science-Segment als Zulieferer für Pharmaindustrie und Impfstoffhersteller gefragt. Der von Covid-19 getriebene Umsatz wird für 2022 auf rund 800 Mill. Euro beziffert, im laufenden Jahr rechnet Merck mit 250 Mill. Euro. Im vierten Quartal hat sich die Ertragsentwicklung im Segment Life Science spürbar verlangsamt mit einem organischen Wachstum um 4,2% und einem Anstieg des bereinigten operativen Ergebnisses (Ebitda) um 2,2%. Im Jahr stieg das Ergebnis organisch um 9,7%.

„Wir sind vorsichtig optimistisch, aber wir können die Herausforderungen nicht ignorieren“, sagt Merck-Chefin Belén Garijo. Die Managerin gibt zu bedenken, dass Preiserhöhungen in dem eingetrübten konjunkturellen Umfeld schwieriger werden. Für den Umsatz stellt Merck 2023 ein „leichtes bis solides“ organisches Wachstum in Aussicht, getrieben von allen drei Segmenten. Das bereinigte Ebitda könnte der Prognose zufolge organisch „moderat“ rückläufig sein, wobei Finanzchef Marcus Kuhnert dies auf knapp unter 5% eingrenzt. Negative Währungseffekte von bis zu 4% werden für Umsatz und Ergebnis vorhergesagt. Die deutlichsten Er­gebniseinbußen stellt Merck für das Segment Electronics in Aussicht.

Die für 2025 im Konzern gesetzten Ziele werden bestätigt. Unterm Strich kann sich auswirken, dass Merck in den kommenden Jahren angesichts wachsender Erträge in den USA mit einer niedrigeren Steuerquote im Intervall zwischen 21 und 23% rechnet nach 22 bis 24%.

Im vergangenen Jahr legte der Konzernumsatz um fast 13% auf 22,2 Mrd. Euro zu – organisch ein Plus von 6,4%. Das bereinigte Ebitda kam um 12,2% auf 6,8 Mrd. Euro voran – organisch ein Plus von 6,1%. Die Marge erreicht mit 30,8% nahezu das Vorjahresniveau von 31,0%. Die Aktionäre sollen mit einer Dividendenerhöhung um knapp ein Fünftel auf 2,20 Euro je Titel von dem Erfolg profitieren.

Schwachpunkt ist 2022 der operative Cashflow, der um 7,7% auf 4,3 Mrd. Euro rückläufig ist und damit die Prognose verfehlt. CFO Kuhnert verweist auf eine höhere Mittelbindung im Umlaufvermögen und verspricht, das Working Capital im laufenden Jahr auf normaleres Niveau zurückzuführen. Die Nettoverschuldung wurde gleichwohl abgebaut. CEO Garijo bekräftigt die Absicht, zur Beschleunigung des Wachstums in allen drei Segmenten große und kleinere Zukäufe in Erwägung ziehen zu wollen.

„Weckruf“

Mit Blick auf geopolitische Risiken unterstreicht Garijo, Merck werde die globale Präsenz so ausbalancieren, dass die Resilienz entlang der Lieferketten gestärkt werde. Sie bleibe eine Verfechterin eines freien Welthandels, doch angesichts zunehmender Handelsbeschränkungen müsse Merck verstärkt Sorge dafür tragen, dass alle Kunden jederzeit sichert beliefert werden können. Die protektionistischen Eingriffe einiger Staaten während der Pandemiezeit seien ein „Weckruf“, sagt Garijo.

Angesichts der Spannungen zwischen den USA und China werde sich Merck aber nicht etwa aus dem Reich der Mitte zurückziehen, wo das Unternehmen schon in langer Tradition Geschäfte mache. Produziert werde dort für den lokalen Markt. Größere Investitionen etwa im Electronics-Segment plane Merck in den USA, in Japan und Korea, mittelfristig auch in Europa, wenn sich Kunden wie Intel hier niederlassen. Auch der Ausbau in China laufe weiter.

Merck
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20222021
Umsatz2223219687
Ebitda65045946
Ebitda bereinigt68496103
 in % vom Umsatz30,831,0
Nettogewinn33393065
Ergebnis je Aktie (Euro)7,657,03
Dividende (Euro)2,201,85
Operativer Cashflow42594616
Nettoverschuldung83288753
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