Raumfahrt

Münchner Spacetech sammelt Rekordsumme ein

The Exploration Company will die Weltraumforschung erschwinglicher machen und setzt dafür auf eine wiederverwendbare Raumfahrtkapsel. Nun hat das Start-up 40,5 Mill. Euro an Investorengeldern erhalten.

Münchner Spacetech sammelt Rekordsumme ein

Das deutsch-französische Weltraumforschungs-Start-up The Exploration Company hat mit 40,5 Mill. Euro die nach eigenen Angaben größte Series-A-Finanzierungsrunde in der europäischen Raumfahrtgeschichte eingetütet. Angeführt wurde die Runde vom schwedischen Risikokapitalgeber EQT Ventures und vom französischen VC-Investor Red River West, wie das 2021 gegründete Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Auch bestehende Investoren wie Cherry Ventures aus Berlin, Promus Ventures aus Chicago und Vsquared Ventures aus München nahmen an der Runde teil. Zur aktuellen Bewertung des Start-ups machten die Unternehmen keine Angaben. Nach der Gründungs- und Seed-Finanzierungsrunde im Herbst 2021, als The Exploration Company insgesamt fast 7 Mill. Euro eingesammelt hatte, war das Unternehmen auf 23 bis 35 Mill. Dollar geschätzt worden.

Das von der ehemaligen Airbus-Managerin Hélène Huby gegründete Start-up hat sich die „Demokratisierung der Weltraumerforschung“ auf die Fahne geschrieben. Dazu hat ihr Team von Raumfahrtingenieuren eine wiederverwendbare, träger­unabhängige Raumfahrtkapsel mit einem Open-Source-Betriebssystem entwickelt, die in der Umlaufbahn aufgetankt werden kann und langfristig nicht nur Frachten, sondern auch Menschen in den Weltraum, also zu Raumstationen und zum Mond befördern soll.

Dafür gebe es bislang keine europäische Lösung, sagt Huby. Mit den frischen Mitteln soll nun die erste Demonstrationskapsel kommerziell vermarktet werden. Gleichzeitig arbeitet das Start-up an der Fertigstellung und Testung eines zweiten Kapseltyps, der den kontrollierten Wiedereintritt in die Atmosphäre und damit den sicheren Frachttransport von Kunden zurück zur Erde ermöglichen soll. Dies sei „eine der kritischsten Grundlagen-Technologien für den Bau wiederverwendbarer Raumfahrzeuge für den Flug von Menschen“, so Huby. Zudem ist auch eine Erweiterung des europäischen Teams geplant.

Der weltweite Raumfahrtmarkt war 2021 laut der Space Foundation so stark gewachsen wie seit 2014 nicht mehr. Insgesamt summierte sich das Volumen auf 469 Mrd. Dollar. Dabei gaben die USA mit Abstand wieder am meisten Geld aus − mit 60 Mrd. Dollar war das Budget fast viermal so groß wie das von China, der globalen Nummer 2 bei den Weltraum-Ausgaben. In den europäischen Ländern gingen die Ausgaben hingegen nicht über die 2-Mrd.-Dollar-Marke hinaus.

Vielfach dominieren in der Region noch öffentliche Geldgeber. In der privaten Risikofinanzierung von New-Space-Firmen bleibt die EU hingegen deutlich hinter anderen Playern zurück. So erhielten europäische Weltraum-Start-ups im Jahr 2020 mit insgesamt gut 500 Mill. Euro nur ein Neuntel von dem, was Investoren in US-amerikanische Start-ups aus dem New-Space-Bereich steckten. Vor dem Hintergrund ist auch die Anzahl der in Europa bislang entstandenen Spacetech-Einhörner, also Start-ups mit einer Bewertung von mindestens 1 Mrd. Dollar, im Vergleich zu anderen Branchen eher gering. Die Datenplattform Dealroom zählte hier zuletzt sechs Vertreter. Im Fintech-Bereich waren es hingegen 101. Beobachter warnen in dem Zusammenhang regelmäßig auch vor einer immer größer werdenden technologischen Abhängigkeit des Kontinents von US-Innovationen im Raumfahrtbereich.

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