Pfandbriefbank erfindet sich neu
Die Zinswende stellt Geschäftsmodelle landauf, landab auf den Prüfstand. Die Investoren rechnen mit höheren Kapitalkosten, und diese müssen die Unternehmen erst einmal verdienen. Derlei Stresstests sind kein Vergnügen. Aber sie sind hilfreich, um die Spreu vom Weizen zu trennen.
Die Deutsche Pfandbriefbank sieht sich wie andere Banken ebenfalls mit neuen Ansprüchen konfrontiert – nicht von überaktivistischen Investoren, sondern von der breiten Anlegerschar. Die Anforderungen treffen die Bank in einer ungünstigen konjunkturellen Situation. Der Gewinn ist zuletzt sowieso gesunken. Vor allem aber beschädigt die Zinswende auch ihr operatives Geschäft. Die höheren Finanzierungskosten haben die Immobilieninvestoren in Schockstarre versetzt. Erst wenn der Preisrückgang in den einzelnen Märkten beendet ist und der Schlusspunkt hinter dem Zinserhöhungszyklus erkennbar wird, werden die Investoren auf breiter Front wieder Kredite von der Deutschen Pfandbriefbank abrufen. Im laufenden Jahr herrscht also voraussichtlich großteils eine Flaute bei der Nachfrage nach Finanzierungen im gewerblichen Immobilienmarkt.
Die gute Nachricht ist: Der Vorstand rund um Chef Andreas Arndt hat sich seit vielen Monaten auf die Zinswende vorbereitet. Mit einem Bündel von Wachstumsinitiativen erfindet sich die Bank teilweise neu, der nüchtern-fokussierte Vorstandsvorsitzende nimmt sogar das Wort „Paradigmenwechsel“ in den Mund. Zwar gibt es kein Patentrezept in dieser Situation. Aber viele einzelne Maßnahmen und eine Erweiterung des Geschäftsmodells sollen dafür sorgen, den Gewinn und die Kapitalrendite zu stützen. Nicht alles wird gelingen. Aber die Bank erweitert ihren Handlungsspielraum, es werden zahlreiche neue Optionen entstehen.
Ein Kerngedanke der Neuerfindung: Die Kapitalbindung reduzieren. Ob nun Kredite qua Verbriefung an institutionelle Investoren weitergereicht werden oder ein Beratungsgeschäft hochgezogen wird, immer geht es um kapitalschonende Aktivitäten, die letztlich Provisionen abwerfen. Spannend wird, ob die Bank wirklich die nötige Expertise mitbringt, um gegen die Konkurrenz in diesen Feldern zu bestehen. Wichtig bleibt zugleich, dass das ungleich bedeutendere Kerngeschäft floriert.
Künftiges Wachstum kostet erst einmal Geld. Aufgrund der Investitionen und der Schwäche des Immobilienmarktes wird das Jahr 2023 für die Bank und ihre Aktionäre ein Übergangsjahr werden. Dies ist schmerzhaft, wenn die Anteilseigner hauptsächlich auf den Aktienkurs schauen, der weit unter Buchwert der Bank liegt. Die Dividendenrendite von 10% allerdings kann sich wirklich sehen lassen.