SAP verkauft Qualtrics-Anteile an Silver Lake
Von Sabine Reifenberger, Frankfurt
Der Softwarekonzern SAP verkauft seinen Anteil an dem US-Marktforschungsunternehmen Qualtrics. Nur wenige Wochen, nachdem die Walldorfer das Paket Ende Januar ins Schaufenster gestellt und damit den Qualtrics-Aktienkurs um 30% nach oben getrieben haben, ist SAP sich mit dem Investor Silver Lake und dem kanadischen Pensionsfonds Canada Pension Plan Investment Board (CPP Investments) handelseinig geworden. Sie erwerben die SAP-Beteiligung für rund 7,7 Mrd. Dollar. Für Qualtrics endet damit ein nicht einmal fünf Jahre währendes Gastspiel im Portfolio der Walldorfer.
Silverlake und CCP zahlen den zuletzt kommunizierten Angebotspreis von 18,15 Dollar je Aktie in bar. SAP zufolge handele es sich dabei um „das attraktivste“ Angebot, das im Zuge eines umfassenden Verkaufsprozesses einging. Beide Parteien hatten sich vor wenigen Tagen darauf geeinigt, noch bis Mitte dieser Woche exklusiv miteinander zu verhandeln. SAP hielt zuletzt 71% an Qualtrics, unter Berücksichtigung von Verwässerungseffekten durch aktienbasierte Vergütungsprogramme waren es 61%. Im Zuge der Transaktion wird Qualtrics inklusive Schulden mit einem Unternehmenswert von insgesamt rund 12,5 Mrd. Dollar auf vollständig verwässerter Basis bewertet.
Silver Lake will alle Anteile
Silver Lake und ihre Co-Investoren wollen sämtliche Anteile übernehmen und Qualtrics künftig als privat gehaltene Firma weiterführen. Mit einem kleinen Anteil war Silver Lake schon vor dem Gebot an dem Unternehmen beteiligt. Qualtrics-CEO Zig Serafin bleibt einer Mitteilung zufolge an Bord. Die Transaktion wird demnach aus Eigenkapitalzusagen von Silver Lake und seinen Co-Investoren finanziert, hinzu kämen 1,75 Mrd. Dollar Eigenkapital von CCP sowie 1 Mrd. Dollar Fremdkapital.
Mit dem Verkauf will SAP sich nun wieder stärker auf Wachstum in der Cloud konzentrieren. Mit der Ende 2018 unter dem damaligen SAP-Chef Bill McDermott für rund 8 Mrd. Dollar akquirierten Qualtrics wollten die Walldorfer ein Gegengewicht zum Angebot des Wettbewerbers Salesforce schaffen, der sich auf Software für das Management von Kundenbeziehungen spezialisiert hat. Der Plan ging jedoch nicht auf. Vor zwei Jahren brachte SAP die Tochter an die Börse, seitdem ist Qualtrics an der Nasdaq notiert. Ein erster Anteilsverkauf brachte damals bereits rund 2,4 Mrd. Dollar ein.
Qualtrics schaffte den Sprung an die Börse zum Preis von 30 Dollar und konnte danach für eine kurze Phase stark zulegen, in Spitzenzeiten lag die Bewertung bei etwa 32 Mrd. Dollar. Doch obwohl SAP immer wieder betont hat, dass Qualtrics seit der Übernahme den Umsatz mehr als verdreifacht habe und profitabel sei, ging es an der Börse in den vergangenen Jahren bergab. Noch zu Jahresbeginn dümpelte die Qualtrics-Aktie bei Werten um 11 Dollar.
SAP setzt auf Partnerschaft
SAP will dem Unternehmen künftig als „enger Markt- und Technologiepartner“ verbunden bleiben, betonte CEO Christian Klein. Nach Erhalt sämtlicher behördlicher Genehmigungen rechnet SAP mit einem Abschluss des Verkaufs in der zweiten Jahreshälfte 2023. Im Finanzbericht für das erste Quartal, den SAP am 21. April veröffentlicht, wird Qualtrics voraussichtlich als nicht fortgeführter Geschäftsbereich ausgewiesen.
Da SAP Qualtrics zuletzt voll konsolidiert hat, wird die Trennung sich auch in den Zahlen zeigen. „Natürlich würde der Umsatzbeitrag von Qualtrics zum Cloud-Umsatz entfallen“, erklärte Finanzvorstand Luka Mucic Ende Januar im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Er versicherte damals jedoch auch, dass ein Verkauf im Gegenzug einen einmaligen „deutlich positiven“ Ergebnisbeitrag liefern würde. „Auf eine Transaktion, die keinen deutlich positiven Ergebnisbeitrag liefert, würde SAP sich nicht einlassen“, sagte der Ende März scheidende Finanzchef damals.
CEO Christian Klein sagte, Silver Lake habe „sowohl das operative Know-how als auch die Erfahrung mit Softwareunternehmen“, um Qualtrics weiterzuentwickeln. Silver Lake ist am deutschen Markt unter anderem für ihr Investment bei der Darmstädter Software AG bekannt. Dort ist die Beteiligungsgesellschaft Ende 2021 mit einer Wandelanleihe mit fünf Jahren Laufzeit eingestiegen, deren Volumen rund 10 % des Grundkapitals der Darmstädter entspricht.