Auto- und Industriezulieferer

Schaeffler vergrätzt Anleger mit Prognose

Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler konnte an der Börse mit seinem Ausblick zur Bilanzvorlage nicht überzeugen. Die Aktie war mit Abstand größter Tagesverlierer im SDax.

Schaeffler vergrätzt Anleger mit Prognose

sck München – Nach einem Ergebnisrückgang trotz Umsatzanstiegs im vergangenen Jahr ist der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler mit seiner Prognose und seiner gesenkten Dividende bei den Anlegern abgeblitzt. Die Aktie des SDax-Mitglieds mit Sitz im fränkischen Herzogenaurach büßte nach Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2022 im Xetra-Handel zeitweise 9,1% auf 6,71 Euro ein. Damit ist die seit September zu verzeichnende deutliche Kurserholung der Vorzugsaktie vorerst gestoppt. Schaeffler bringt am Markt 1,1 Mrd. Euro auf die Waage.

Vorstandschef Klaus Rosenfeld und seine Kollegen in der obersten Geschäftsleitung bezeichneten den Ausblick für 2023 selbst als „vorsichtig“. Sie erwarten eine nachlassende Wachstumsdynamik. So rechnet die Konzernführung damit, dass der Um­satz (währungsbereinigt) in einer Bandbreite von 5 bis 8% zulegt. Zum Vergleich: Im zurückliegenden Geschäftsjahr 2022 verzeichnete Schaeffler einen währungsbereinigten Erlöszuwachs von über 9%. Damit übertraf der Konzern seine eigene Vorhersage von 6 bis 8%.

Zugleich kalkuliert das Management mit einer operative Marge – bezogen auf das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) – von 5,5 bis 7,5%. Im vergangenen Jahr schrumpfte diese Kennziffer auf 6,6 (i.V. 8,8)%. Das bereinigte Ebit brach um mehr als 14% auf etwas über 1 Mrd. Euro ein. Dennoch lag Schaeffler in Bezug auf die Profitabilität in der oberen Hälfte des eigenen Prognosefensters.

Risikoreiches Marktumfeld

Schaeffler befindet sich wegen des beschleunigten Wandels zur Elektromobilität mitten im Umbau. Im November beschloss der Vorstand, 1300 Arbeitsplätze zu streichen (vgl. BZ vom 8.11.2022). Der Bau von E-Fahrzeugen ist nicht so aufwendig wie die Fertigung von Autos mit herkömmlichen Benzin- und Dieselmotoren, da die modernen Antriebstechnologien deutlich weniger Komponenten benötigen. In einer Online-Konferenz mit Journalisten bezeichnete Rosenfeld das Marktumfeld weiterhin als „herausfordernd“. Der CEO sprach von einer weiterhin großen Unsicherheit. Die Risiken seien hoch. Die Volatilität ebenso. Im vorigen Jahr machten Schaeffler – wie der gesamten Autozuliefererbranche – angespannte Lieferketten und ein Preissprung beim Einkauf von Rohstoffen und Vorprodukten zu schaffen. Der Ukraine-Krieg verschärfte die Schwierigkeiten.

Aufgrund des geringeren Überschusses schlägt die Verwaltung eine Dividende je Aktie von 0,45 Euro vor. Das sind 5 Cent weniger als zuvor. Rosenfeld sprach von einer „vorzeigbaren“ Gewinnausschüttung. Nach Angaben von Finanzvorstand Claus Bauer steigt die Ausschüttungsquote um 4 Prozentpunkte auf 48%. Basis dafür ist das den Anteilseignern zurechenbare Nettoergebnis (vor Sondereffekten) des Konzerns, welches 2022 um nahezu ein Fünftel auf 610 Mill. Euro einbrach. Der berichtete Gewinn nach Steuern (nach Abzug Dritter) betrug 557 (756) Mill. Euro (vgl. Tabelle).

Im vergangenen Jahr steigerte Schaeffler zwar den (berichteten) Umsatz um 14% auf 15,8 Mrd. Euro, das (berichtete) Ebit ging allerdings um ein Fünftel auf 974 Mill. Euro in den Keller. Der Kostenschub machte dem Unternehmen zu schaffen. Die Vertriebsaufwendungen schossen überproportional um 15% auf 1,1 Mrd. Euro in die Höhe. Die Verwaltungsaufwendungen wuchsen um 13% auf 609 Mill. Euro. Ein auf −121 (−98) Mill. Euro verschlechtertes Finanzergebnis sorgte dafür, dass der Ergebnisrückgang vor Steuern um 24% auf 852 Mill. Euro stärker ausfiel als auf Ebene des berichteten Konzern-Ebit.

Schaeffler
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20222021
Umsatz15 80913 852
Ebit *1 0461 222
        Autosparte292544
         Auto-Aftermarket255256
          Industriesparte499421
Finanzergebnis−121−98
Ergebnis vor Steuern8521 122
Nettoergebnis557756
Freier Cashflow280523
Liquide Mittel1 0631 822
Nettofinanzschulden2 2351 954
Mitarbeiter (Anzahl)82 77382 981
*) bereinigtBörsen-Zeitung
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