Uniper – ein Fass ohne Boden
ab Düsseldorf
Uniper hat die Hälfte des Grundkapitals verloren. Mit dieser Nachricht, die wenig überraschend kam, hat der vor der Verstaatlichung stehende Gashändler seine Investoren abermals auf dem falschen Fuß erwischt. Die im SDax notierte Aktie gab am Mittwoch um 8,6 % auf 3,16 Euro nach, die Marktkapitalisierung ist mittlerweile auf 1,16 Mrd. Euro zusammengeschrumpft.
Nachdem Deutschlands größtem Gasimporteur mit dem Streichen der Gasumlage die Möglichkeit genommen wurde, die Verluste aus der Ersatzbeschaffung von Gas zumindest in Teilen weiterzureichen, war klar, dass sich weitere Verluste auftürmen würden. Bis Ende September sei vor Zinsen, Steuern und Sonderlasten ein Verlust von 4,8 Mrd. Euro aufgelaufen, teilte Uniper mit (vgl. BZ vom 26. Oktober). Das bereinigte Nettoergebnis wird mit – 3,2 Mrd. Euro beziffert. Zur Höhe des Nettoverlusts per 30. September äußert sich Uniper erst mit der Vorlage des Zwischenberichts am 3. November.
Klar ist, dass der Nettoverlust deutlich höher ausfällt, sind darin doch die Kosten der Ersatzbeschaffung enthalten. Zum 30. Juni hatte Uniper unter dem Strich ein Minus von 12,3 Mrd. Euro gezeigt. Davon entfielen – 6,5 Mrd. Euro auf Verluste aus der Ersatzbeschaffung. Im dritten Quartal kommt nach Uniper-Angaben ein zweistelliger Milliardenbetrag dazu, mit dem Verluste aus der Ersatzbeschaffung für die kommenden Quartale antizipiert werden.
Eine oder zwei HVs?
Schlussendlich ist dadurch im Einzelabschluss nach HGB mehr als die Hälfte des Grundkapitals weg. Laut Aktiengesetz muss dieser Tatbestand der Hauptversammlung „unverzüglich“ angezeigt werden. Das soll in der zweiten Dezemberhälfte im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung geschehen. Nach Möglichkeit will Uniper das Aktionärstreffen mit der außerordentlichen Hauptversammlung koppeln, in welcher der Staatseinstieg via Kapitalerhöhung beschlossen werden soll. Ob das gelingt, hängt letztlich auch davon ab, ob und wie schnell Uniper aus Brüssel grünes Licht für die Staatshilfe erhält.
Mit den 8 Mrd. Euro, die der Bund an frischem Eigenkapital einschießen will, wird es aber nicht getan sein. „Ein darüber hinausgehender Bedarf an Eigenkapital wird durch zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen durch den Bund als Teil des Stabilisierungspakets gedeckt werden“, heißt es. Bloomberg schreibt, dass sich Berlin auf Finanzhilfen von bis zu 60 Mrd. Euro vorbereite. Details würden derzeit zwischen Bundesregierung und Uniper abgestimmt, teilte das Unternehmen mit.
Die Höhe der zusätzlich benötigten Mittel hängt letztlich auch vom Gaspreis ab. Wenngleich dieser Anfang der Woche unter die Marke von 100 Euro je Megawattstunde gefallen war, dürfte er weiterhin deutlich über dem Preis liegen, zu dem Uniper Lieferverträge abgeschlossen hat. Die Liquidität sichert Uniper seit Monaten über Kreditlinien der KfW. Diese summieren sich mittlerweile auf 18 Mrd. Euro.