Konjunktur

US-Wirtschaft mit stetem Wachstum

Die US-Wirtschaft hat zum Jahresende 2022 bei nachlassender Inflation kräftiger zugelegt als erwartet. Dennoch bleiben Ökonomen in ihrer Einschätzung der Aussichten bestenfalls vorsichtig optimistisch.

US-Wirtschaft mit stetem Wachstum

det Washington

Trotz der hohen Inflation, steigender Zinsen und andauernder Ängste vor einer möglichen Rezession haben Verbraucher und Unternehmen in den Vereinigten Staaten zum Ausklang des abgelaufenen Jahres bemerkenswerte Resistenz gezeigt. Wie das Bureau of Economic Analysis (BEA) des Handelsministeriums berichtete, wuchs die Wirtschaft im Schlussquartal aufs Jahr hochgerechnet um 2,9%. Erwartet hatten Ökonomen eine Zunahme des annualisierten Bruttoinlandsprodukts (BIP) um etwa 2,7%.

Im gesamten Jahr 2022 wuchs die Wirtschaft somit um 2,1%. 2021 hatte das BIP um 5,9% zugelegt, und im Corona-Jahr 2020 war die Wirtschaft um 2,8% geschrumpft. Positiv wurde auch der nachlassende Inflationsdruck aufgenommen, der sich – gemessen am PCE-Preisindex – im vierten Quartal deutlich abschwächte.

Rezessionsangst lässt nach

Die Zahlen aus der zweiten Jahreshälfte stimmen viele Experten zuversichtlich, weil während der ersten beiden Quartale die Wirtschaft geschrumpft war und somit Rezessionsängste schürte, die nun weiter nachlassen dürften. Gestützt wurde das Wachstum von Oktober bis Dezember unter anderem vom Privatkonsum, der zwar um 2,1% zulegte, damit aber deutlich schwächer war als im vorangegangenen Quartal. Positive Beiträge kamen ferner von Lagerinvestitionen sowie dem Anstieg der Staatsausgaben auf der Ebene des Bundes und auch der Bundesstaaten. Negativ fielen die Ausrüstungsinvestitionen und Investitionen in den Bau von Eigenheimen ins Gewicht, die um fast 27% einbrachen. Zudem lastete der Rückgang der Ausfuhren auf der Wirtschaftsleistung.

Inflation rückläufig

Auch deutete der PCE-Preisindex, das bevorzugte Inflationsmaß der US-Notenbank Federal Reserve, darauf hin, dass die Inflation gegenüber dem vorigen Quartal weiter abebbte. Der PCE-Deflator legte im letzten Quartal 2022 um 3,2% und an der Kernrate gemessen, die Energie- sowie Lebensmittelpreise ausklammert, um 3,9% zu. Zuvor waren Werte von 4,3 und 4,7% ermittelt worden. Über das gesamte abgelaufene Jahr betrachtet verteuerten sich die erworbenen Waren und Dienstleistungen um 6,2%. Ohne die volatilen Komponenten Energie und Lebensmittel waren es 5,0%. 2021 waren die Preise um 4,0% gestiegen, während die Kernrate um 3,5% zulegte.

Ökonomen gaben viele positive Bewertungen des jüngsten Berichts ab. „Die Wirtschaft hat in der zweiten Jahreshälfte die Erwartungen wirklich übertroffen, und das trotz des Gegenwinds in Form von höheren Zinsen und anderer negativer Faktoren“, sagte Mark Zandi, Chefvolkswirt bei Moody’s Analytics. „Die Wirtschaft hatte gegen Jahresende deutlich mehr Schwung, als wir das erwartet hätten“, fügte Michael Gapen, Ökonom bei Bank of America, hinzu.

Kritischer schätzt Bernd Krampen, Analyst bei der Nord/LB, die Konjunkturlage ein: „Der Konsum und die Bauinvestitionen haben stark enttäuscht, und die Ausrüstungsinvestitionen stagnierten.“ Verschönert worden seien die Zahlen hingegen durch die traditionell schwankungsanfälligen Vorratsinvestitionen, die diesmal einen positiv Beitrag leisteten und das Gesamtbild verbesserten. Wie Bantleon-Ökonom Andreas Busch feststellt, „haben der Konsum und Investitionen – letztlich treibende konjunkturelle Kräfte – immer mehr an Schwung verloren“. Mit Blick auf die kommenden Quartale werde die Investitionsdynamik entscheidend sein.

Zuversichtlich stimmten unterdessen getrennte Berichte zur Industrie und zum Immobilienmarkt. So meldete das Census Bureau des Handelsministeriums für Dezember einen Anstieg der Auftragseingänge für langlebige Güter um 5,6%. Auch kletterte die Zahl neu verkaufter Eigenheime um 2,3%. Beide Werte übertrafen die Markterwartungen. Enttäuschend war hingegen im Dezember der kräftige Anstieg des Außenhandelsdefizits. Der Fehlbetrag im Handel mit Waren schoss laut Census Bureau um 8,8% auf 90,3 Mrd. Dollar hoch.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.