Batteriehersteller

Varta braucht Kapitalspritze

Der angeschlagene Batteriehersteller Varta muss auf Druck der Banken einen strikten Sparkurs einleiten. Ein Gutachten nach IDW S6 bescheinigt dem Unternehmen gute Wachstumschancen. Eine Geldspritze ist aber erforderlich.

Varta braucht Kapitalspritze

hei Frankfurt – Der von Preisschüben bei Energie und Rohstoffen sowie einem Nachfrageeinbruch getroffene Batteriehersteller Varta benötigt einen straffen Sparkurs und frisches Kapital. Wie das schwäbische Unternehmen mitteilt, befindet sich das Management mit den finanzierenden Banken „in fortgeschrittenen Gesprächen zu weitreichenden Restrukturierungsmaßnahmen, um das Unternehmen finanziell und operativ zu stabilisieren“. Ein Schuldenschnitt sei nicht geplant, sagte eine Unternehmenssprecherin gegenüber der Agentur Reuters.

Allerdings ist eine Einigung mit den Banken offenbar Voraussetzung dafür, dass Aufsichtsratschef und Großaktionär Michael Tojner, der über seine Schweizer Gesellschaft Montana Tech Components 55% an dem SDax-Unternehmen hält, sich bereiterklärt, 50 Mill. Euro frisches Geld einzuschießen. Dies solle „ge­zielt in wichtige Innovationsfelder des Unternehmens“ investiert werden. Mit dem Erlös will Varta unter anderem das bestehende und „sich sehr gut entwickelnde Ge­schäft“ mit Energiespeichern ausbauen. Außerdem soll das Wachstum bei großformatigen Lithium-Ionen-Zellen, die bereits an einen Kunden geliefert werden, absichert werden. Varta hatte im November den Bau einer neuen Fabrik für E-Auto-Batterien auf Eis gelegt.

Der Konzern hatte im vergangenen Jahr mehrfach die Prognose senken müssen und schrieb zuletzt rote Zahlen. Für 2022 wurde zuletzt ein Einbruch des operativen Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 55 bis 60 Mill. Euro von zuvor 283 Mill. Euro angesagt, bei rückläufigen Umsätzen. Vor diesem Hintergrund wird nun bei Analysten Kritik an der Ausschüttung für 2022 laut. „Die Dividende hätte man sich sparen können“, sagt Warburg-Analyst Robert-Jan van der Horst. Die DZ  Bank senkte ihre Aktienempfehlung auf „Verkaufen“.

Dem Batteriehersteller macht vor allem die stark gesunkene Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Zellen für kabellose Kopfhörer zu schaffen. Hauptkunde Apple hatte die Produktion von kabellosen Airpod-Kopf­hörern zurückgeschraubt, weil die Inflation die Konsumlaune der Kunden gedämpft hat. Überdies hat der iPhone-Konzern seine Lieferantenstruktur diversifiziert.

Wie Varta weiter mitteilt, hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG dem Unternehmen im Rahmen eines IDW-S6-Gutachtens die „Restrukturierungsfähigkeit und klare Wachstumsperspektiven“ bescheinigt. Allerdings fordern die Prüfer „eine konsequente Reduzierung der Kostenbasis“ in den Bereichen Beschaffung, interne Prozesse und Personal. Außerdem sollte die Kundenbasis diversifiziert werden. Wie viele Arbeitsplätze wegfallen sollen, blieb zunächst offen. Die Unternehmensführung werde zeitnah Gespräche mit dem Betriebsrat aufnehmen. Laut Vorstandschef Markus Hackstein hält das Restrukturierungskonzept „die Balance zwischen notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen und der Entwicklung unserer Wachstumspotenziale“.

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