Medienbranche

Werbeflaute trifft RTL

Der Vorstand relativiert die Ergebnisprognose für dieses Jahr und rechnet nun mit dem unteren Ende der angepeilten Spanne. Der Mutterkonzern Bertelsmann strebt einen Rekordumsatz an.

Werbeflaute trifft RTL

jh München

Das schwache Geschäft mit Fernsehwerbung stimmt den Vorstand von RTL etwas vorsichtiger. Für dieses Jahr rechnet das Luxemburger Unternehmen nun mit einem bereinigten operativen Ergebnis (Ebita) am unteren Ende der angepeilten Spanne von 1,05 bis 1,15 (i.V. 1,15) Mrd. Euro. Darin sind Verluste aus dem Ausbau des Streaming-Geschäfts von maximal 250 (166) Mill. Euro enthalten.

Im dritten Quartal sank der TV-Werbeumsatz um mehr als 10% auf 614 Mill. Euro. Die Märkte, vor allem in Deutschland, entwickelten sich schwächer als erwartet, teilt RTL mit. Auch im aktuellen Quartal, das wegen des Weihnachtsgeschäfts besonders wichtig ist, sei das Umfeld schwierig. Gründe sind das stark abgekühlte Konsumklima und die Fußball-WM, deren Spiele nicht auf RTL zu sehen sind.

Vor gut einer Woche hatte der Konkurrent ProSiebenSat.1 (auch ohne WM-Spiele) wegen schrumpfender Werbeerlöse die Jahresprognose für Umsatz und Ergebnis gesenkt (vgl. BZ vom 29. Oktober). Das Unternehmen rechnet damit, dass seine Werbeerlöse im Schlussquartal um 17% sinken. RTL stellt sich für das gesamte Jahr auf einen Rückgang des Netto-TV-Werbemarkts in Deutschland um 7 bis 7,5% ein. Für die Niederlande wird dagegen ein Anstieg um knapp 11% erwartet.

In den ersten neun Monaten verringerte sich der TV-Werbeumsatz der Gruppe leicht auf 1,97 Mrd. Euro. Dank eines gestiegenen Reklame­erlöses der Digitalangebote nahm der gesamte Werbeumsatz um 1,6% auf 2,52 Mrd. Euro zu.

Er trug damit etwa die Hälfte zum Konzernerlös von 5,0 (4,47) Mrd. Euro bei. Auf vergleichbarer Basis, die Portfolio- und Wechselkursveränderungen berücksichtigt, ergibt sich ein Anstieg von 3,2%. Dazu trug vor allem die Produktionstochter Fremantle mit einem Wachstum von knapp 28% und vergleichbar 9,8% auf 1,65 Mrd. Euro bei. Der Umsatz der Streaming-Dienste erhöhte sich um gut ein Fünftel auf 195 Mill. Euro. RTL+ in Deutschland hatte Ende September rund 3,7 Millionen Abonnenten, fast 54% mehr als ein Jahr zuvor. In den Niederlanden (Videoland) nahm die Zahl um 9,5% auf 1,1 Millionen zu. Die Prognose für den Gruppenumsatz in diesem Jahr stutzte der RTL-Vorstand auf 7,2 Mrd. Euro nach bisher 7,3 bis 7,5 Mrd. Euro. Ein Unternehmenssprecher begründete dies damit, dass ein Teil der Produktionen von Fremantle wegen Verschiebungen erst im nächsten Jahr ausgeliefert werde.

Ziel sind 20 Mrd. Euro

Fürs erste und dritte Quartal nennen RTL und der Mutterkonzern Bertelsmann üblicherweise nur Umsatzwerte. Bertelsmann steigerte den Erlös in den ersten neun Monaten auf vergleichbarer Basis um 5% auf 14,4 Mrd. Euro. Zum Wachstum trugen außer RTL vor allem das Musikunternehmen BMG und die Dienstleistungsfirma Arvato bei. Für das gesamte Jahr wird ein Umsatz von erstmals mehr als 20 (18,7) Mrd. Euro erwartet. „Die Monate Januar bis September sind für Bertelsmann insgesamt erfreulich verlaufen“, sagt Vorstandschef Thomas Rabe.

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