Matteo Tiraboschi, Brembo

„Wir investieren kräftig in die Forschung“

Brembo, der italienische Bremsenhersteller, will kräftig investieren und hat seinen Gewinn deutlich zweistellig gesteigert. Einer möglichen Fusion mit Pirelli, wie bisweilen kolportiert, erteilt Unternehmenschef Matteo Tiraboschi eine klare Absage.

„Wir investieren kräftig in die Forschung“

bl Mailand – Der italienische Bremsenhersteller Brembo hat 2022 sowohl Umsatz als auch Gewinn deutlich zweistellig gesteigert und rechnet für 2023 mit einem weiteren Erlösplus im mittleren einstelligen Prozentbereich. Executive Chairman Matteo Tiraboschi sagte im Gespräch mit der Börsen-Zeitung, das Unternehmen wolle kräftig investieren. Konkrete Projekte mit Pirelli gebe es derzeit trotz der Allianz mit Aktionär Camfin nicht.

Brembo hat 2022 den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 31% auf 3,6 Mrd. Euro und den Nettogewinn um 36% auf 292,8 Mill. Euro erhöht. Die Aktionäre erhalten eine Dividende von 28 Cent je Anteilschein. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr rund 320 Mill. Euro investiert. „Wir werden weiterhin rund 6% unseres Umsatzes in Forschung und Entwicklung investieren und wollen verstärkt Mitarbeiter mit anderen Profilen als in der Vergangenheit auswählen, zum Beispiel Data Scientists. 10% unserer Beschäftigten arbeiten in Forschung und Entwicklung“, berichtet Tiraboschi.

Anders als viele italienische Zulieferer, die bei der Umstellung auf die Elektromobilität hinterherhinken, sieht sich Brembo auf diese Herausforderung gut vorbereitet: „Wir haben viele Elektroautohersteller als Kunden und entwickeln mit ihnen neue Lösungen und Produkte, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind.“

Seit 2009 hat Brembo ein 50:50-Joint-Venture mit SGL Carbon. In einem Werk bei Bergamo, dem Geburtsort von Tiraboschi, werden Hochleistungs-Carbon-Keramik-Bremsscheiben produziert. „Die Kooperation verläuft sehr gut“, sagt Tiraboschi dazu.

Brembo ist traditionell sehr stark in Deutschland und zählt alle deutschen Produzenten zu den Kunden. Die Erlöse in Deutschland sind 2022 um 34% auf 668,4 Mill. Euro gewachsen. Einen dominanten Hersteller gebe es bei Brembo nicht, so Tiraboschi. Die größten Kunden kämen auf einen Umsatzanteil von um die 10%. Deutschland ist mit einem Erlösanteil von etwa 20% zweitwichtigster Markt – nach den USA, die auf 30% kommen.

Tiraboschi erwartet nach dem Ende der Corona-Pandemie starkes Wachstum für Brembo in China, „das immer mehr an Bedeutung gewinnt und unser drittgrößter Markt ist“.

Brembo hat die Preise für die Produkte deutlich erhöht, auch weil die Rohstoffpreise stark angezogen haben. „2022 haben wir einen höheren Lagerbestand gehalten, um bei der Belieferung unserer Kunden kein Risiko einzugehen“, sagt Tiraboschi.

Recht einsilbig ist er hinsichtlich des kürzlich abgeschlossenen Aktionärspaktes mit Pirelli-Aktionär Camfin, hinter dem Pirelli-Exekutiv-Präsident Marco Tronchetti Provera steckt. Zusammen kontrollieren die beiden Partner rund ein Fünftel des Pirelli-Kapitals. „Mit unserem Anteil von 6% haben wir uns mit dem anderen italienischen Aktionär Camfin verbündet“, so Tiraboschi.

Fusion mit Pirelli denkbar

In Italien wird spekuliert, Camfin und Brembo könnten die Kontrolle übernehmen und eine Fusion beider Unternehmen planen, sollte der chinesische Großaktionär Sinochem, der 37% der Anteile hält, aussteigen. Tiraboschi sieht durch das Bündnis Wachstumschancen, auch wenn Analysten da skeptisch sind. Zu möglichen gemeinsamen Projekten meint Tiraboschi nur: „Im Moment gibt es nichts.“

Tiraboschi ist an kleineren Akquisitionen interessiert, „um neue Kompetenzen zu erwerben und unser Geschäft zu vervollständigen“. Zu­letzt wurden kleinere Unternehmen in Dänemark und Spanien übernommen. Auch am Erwerb von Start-ups ist Tiraboschi interessiert. Frühere Pläne für eine größere Übernahme hat der Schwiegersohn des langjährigen Unternehmenschefs Alberto Bombassei, dessen Familie 53,6% des Kapitals kontrolliert, inzwischen aufgegeben: „Das waren andere Zeiten“, sagt er.

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