Altersvorsorge

Aktienrente ist nicht Aktienrente

In Deutschland wird die Aktienrente diskutiert. Ifo-Institut und Allianz Global Investors plädieren dafür, haben dabei aber Sympathie vor allem für ein Modell schwedischer Prägung, nicht norwegischer.

Aktienrente ist nicht Aktienrente

fed Frankfurt

Vor dem Hintergrund der jüngsten Ansagen von Finanzminister Christian Lindner und Justizminister Marco Buschmann (beide FDP) zu Eckpunkten eines Zukunftsfinanzierungsgesetzes haben das Ifo-Institut und Allianz Global Investors (AGI) die Forderung nach kapitalgedeckten Elementen in der Altersvorsorge bekräftigt.

„Auf die Frage, ob wir Kapitaldeckung brauchen, lautet die Antwort Ja mit drei Ausrufezeichen“, sagte Hans-Jörg Naumer, Director Global Capital Markets & Thematic Research bei der Assetmanagement-Tochter der Allianz, am Montag bei einer Diskussion. Auch Andreas Peichl, Leiter des Ifo-Zentrums für Makroökonomik und Befragungen, sprach sich dafür aus, einen Teil der Rentenbeiträge in kapitalgedeckte Verfahren zu lenken. Jüngst haben die beiden Minister Eckpfeiler für ein Zukunfts­finanzierungsgesetz vorgestellt, das neben vielem anderen auch Vorschläge für das Aktiensparen enthält.

Sowohl Naumer als auch Peichl machten deutlich, dass sie ein Modell schwedischer Prägung der norwegischen Alternative, nämlich einem Staatsfonds, vorziehen. Die schwedische Lösung sieht vor, dass die Bürger einen kleinen Prozentsatz des Betrags, der für die gesetzliche Rente avisiert ist, in einem eigenen Depot in Aktien anlegen. Eine Staatsfondslösung sei nur in Zeiten sehr niedriger Zinsen sinnvoll – oder eben wie in Norwegen dort, wo der Staat ohnehin Einnahmen aus Rohstoffgeschäften anlegen muss. Das Staatsfondsmodell provoziere aber Interessenkonflikte, da beim Staat dann auch erhebliche Teile der Stimmrechte an Unternehmen liegen.

Ausgangspunkt der Überlegungen des Ifo-Instituts ist eine Bestandsaufnahme der Sparfähigkeit in Deutschland: Wer kann was zurücklegen und wie viel? Darin kommen die Münchner Wirtschaftsforscher zum Ergebnis, dass Deutschland bei der Bildung von Vermögen im EU-Vergleich hinterherhinkt – nicht zuletzt wegen der hierzulande deutlich niedrigeren Wohneigentumsquote. Auf der Suche nach Ursachen schaut sich das Ifo-Institut insbesondere die Sparfähigkeit genauer an. Tatsächlich habe ein Teil der Bundesbürger nicht die finanzielle Kraft, um Vermögen auf- und auszubauen – nämlich das unterste Quintil der Nettoeinkommensverteilung. Nur 11% dieses einkommensschwächsten Fünftels der Haushalte haben 2018 (aktuellere Daten liegen in dieser Granularität nicht vor) Immobilien besessen, lediglich 13% hatten Wertpapiere im Depot. Zum Vergleich: Am anderen Ende der Skala, also bei hohen Einkommen, besitzen 85% Häuser oder Wohnungen. Dass selbst in dieser Kohorte nur 56% in Wertpapieren engagiert sind, zeige, dass die Aktienkultur in Deutschland weniger ausgeprägt sei als in Nachbarstaaten.

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