ExklusivKonjunkturtableau

Anlageinvestitionen bringen Schwung

Die Konjunkturaussichten für den Euroraum hellen sich auf, bleiben aber unsicher. Ökonomen erwarten derweil höhere Anlageinvestitionen, die einen niedrigeren Staatskonsum ausgleichen dürften.

Anlageinvestitionen bringen Schwung

Anlageinvestitionen bringen Schwung

Experten zeigen sich im Konjunkturtableau von US-Zöllen bislang unbeeindruckt – Jüngster Inflationsanstieg nur temporär

Von Alexandra Baude, Frankfurt

Experten erwarten trotz der anhaltenden Unsicherheit, dass höhere Anlageinvestitionen im Euroraum einen niedrigeren Staatskonsum ausgleichen. Die verhängten US-Zölle beeinflussen die Prognosen im Konjunkturtableau von ZEW und Börsen-Zeitung ebensowenig wie der jüngste Inflationsanstieg.

Die Konjunkturaussichten für den Euroraum sind zwar derzeit immer noch recht unsicher, hellen sich aber auf: Wegen der nach wie vor robusten Arbeitsmärkte und der nachlassenden Inflation dürften sich die Konsumausgaben in diesem Jahr beleben, so dass auch das Bruttoinlandsprodukt wieder etwas kräftiger anzieht. Verheißungsvoll sind zudem die Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfrage und die Sentix-Investorenumfrage, die ein Anziehen der wirtschaftlichen Aktivität im gemeinsamen Währungsgebiet andeuten.

Wachstum beschleunigt sich

Die Euro-Wirtschaft hat zum Jahresende mit 0,1% nur wenig kraftvoll zugelegt und auch im Gesamtjahr 2024 war das Wachstum eher moderat ausgefallen. Die Experten, deren Median-Prognosen vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhoben werden, rechnen für das laufende und das kommende Jahr weiterhin mit einer deutlichen Beschleunigung des Wachstums auf 1,1% bzw. 1,3%.

„Dass die Wachstumserwartungen trotz schlechter Signale aus der Realwirtschaft unverändert bleiben, dürfte unter anderem auf nach oben revidierte Prognosen für die Anlageinvestitionen zurückzuführen sein“, begründet ZEW-Experte Alexander Glas. Statt wie zuletzt 1,0% stehen nun 1,4% im Tableau für 2025. Details zur BIP-Entwicklung hat das Statistikamt Eurostat zwar noch nicht vorgelegt, doch dürften die Investitionen 2024 nachgelassen haben. Ähnlich sieht es im Übrigen auch für Deutschland aus: Wegen der nach oben revidierten Prognose bei den Anlageinvestitionen wird für dieses Jahr ein schwaches, aber positives BIP-Wachstum von 0,4%, die Erwartung für 2026 wurde auf 1,0% leicht nach oben korrigiert.

Auch das 2024 noch ausgebliebene Wachstum der privaten Konsumnachfrage sollte gemäß den Erwartungen in diesem Jahr im Euroraum wieder stärker anziehen, ergänzt Glas. Hier stieg die Voraussage um 0,1 Prozentpunkte auf 1,3%. Der Staatskonsum hingegen dürfte etwas niedriger ausfallen als im Vorjahr, die Experten haben die Prognose auf 1,2% gesenkt, zuvor waren es 1,5%. „Trotz der Ankündigung seitens der USA zur Erhebung der Importzölle bleiben die Exportprognosen vorerst relativ stabil“, erklärt Glas. 2025 sollen die Ausfuhren um 1,9% zulegen, 2026 dann um 2,8%.

Handelsbilanzüberschuss steigt

Der Außenhandel hatte im vergangenen Jahr wohl kaum Einfluss auf die BIP-Entwicklung, wie auch Eurostat-Daten belegen: Im letzten Quartal 2024 stiegen die saisonbereinigten Exporte und Importe im Vergleich zum Vorquartal um 0,7% bzw. 0,8%. Für den Dezember weisen die Luxemburger Statistiker einen Rückgang der saisonbereinigten Ausfuhren um 0,2% aus. Da die Einfuhren mit 0,8% aber deutlich kräftiger gesunken sind, erhöhte sich der Saldo auf 14,6 Mrd. Euro. Im November lag der saisonbereinigte Handelsbilanzüberschuss noch bei 13,3 Mrd. Euro. Ökonomen setzen darauf, dass in den kommenden Monaten die Auslandsnachfrage anzieht und die dämpfende Wirkung der geldpolitischen Straffung nachlässt.

Steter EZB-Kurs erwartet

Die EZB hat seit der im Juni eingeleiteten Zinswende die Sätze um je 25 Basispunkte gesenkt, zuletzt am 30. Januar auf nun 2,75%. Eine weitere Zinssenkung auf der EZB-Ratssitzung am 6. März gilt als gesetzt. Diese Ansicht spiegelt sich auch in der Prognose für die kurzfristigen Zinsen wider, die mit Blick auf die kommenden drei Monate um 0,1 Prozentpunkte auf 2,1 Prozentpunkte sinken. Das sind 0,2 Prozentpunkte weniger als zuvor vorausgesagt. „Somit erwarten die Experten, dass die EZB ihren geldpolitischen Kurs trotz des kurzfristigen Inflationsanstieges weiterhin aufrechterhalten wird“, betont Glas.

Inflationsanstieg nur temporär

Der dritte Anstieg der Inflationsrate in Folge vom Januar um 0,1 Prozentpunkte auf 2,5% wird von den Experten als temporär eingeschätzt. Ihre Prognosen für die Jahresinflationsraten für 2025 und 2026 liegen unverändert bei 2,1 bzw. 2,0%. „Der geldpolitische Kurs der EZB dürfte zu den stabilen Inflationserwartungen beigetragen haben“, so Glas.

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