Euroraum

Arbeits­losigkeit sinkt auf Rekordtief

So tief wie im September war die Arbeitslosenquote im Euroraum noch nie. Umfragen lassen aber erwarten, dass dies mit den zunehmenden Rezessionssorgen nicht mehr lange der Fall sein wird.

Arbeits­losigkeit sinkt auf Rekordtief

ba Frankfurt

Im Euroraum ist die Arbeitslosigkeit trotz der herrschenden Rezessionssignale im September auf ein Rekordtief gefallen. Laut dem Statistikamt Eurostat sank die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 6,6%. Ein niedrigerer Wert wurde seit Bestehen des gemeinsamen Währungsraums noch nicht gemessen. Ökonomen hatten mit dieser Quote gerechnet, allerdings revidierten die Luxemburger Statistiker die Arbeitslosenquote für August von 6,6% auf 6,7% nach oben.

Im Vergleich zu September 2021, als die Wirtschaft im Euroraum noch durch die Corona-Restriktionen ge­bremst wurde, ist die Arbeitslosenquote kräftig gefallen – damals lag sie bei 7,3%. In der gesamten EU stagnierte die Arbeitslosenquote im September bei 6,0%.

Laut Eurostat waren im September 10,988 Millionen Männer und Frauen im Euroraum arbeitslos. Dies sind 66000 weniger als im August. Im Vorjahresvergleich sank die Zahl der arbeitslosen Personen um 1,071 Millionen. Die Jugendarbeitslosigkeit hat hingegen zugenommen: 2,241 Millionen Personen unter 25 Jahren waren im Euroraum arbeitslos gemeldet. Die Jugendarbeitslosigkeitsquote kletterte damit auf 14,6%, nach 14,4% im Vormonat. Im Vergleich zu August stieg die Jugendarbeitslosigkeit um 25000, während sie gegenüber dem Vorjahresmonat um 50000 zurückging.

Unter den Mitgliedstaaten der Eurozone klafft die Schere weit auseinander: Spanien weist mit 12,7% die höchste Arbeitslosenquote auf. Am niedrigsten ist sie in Deutschland und Malta, wo sie gemäß der ILO-Definition bei je 3,0% liegt. Mit der unterschiedlichen Definition erklärt sich auch die Differenz zu den 5,3%, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch für Deutschland gemeldet hat. Laut BA-Chefin Andrea­ Nahles ist der hiesige Jobmarkt noch robust, doch seien Folgen der wirtschaftlichen Unsicherheiten sichtbar: „So bereiten sich wieder mehr Unternehmen auf mögliche Kurzarbeit vor und reduzieren ihre Nachfrage nach neuem Personal.“

Die Einstellungsbereitschaft geht auch im Euroraum insgesamt zurück, wie die jüngsten Umfragen der EU-Kommission­ und von S&P Global zeigen. Der Beschäftigungsindikator EEI der Brüsseler Behörde liegt zwar weiter über dem langjährigen Durchschnitt, hat im Oktober aber weiter nachgegeben. Während Industrie, Dienstleister und der Einzelhandel ihre Beschäftigungspläne eindampfen, will die Baubranche Leute einstellen. Und auch die Verbraucher im Euroraum rechnen mit einer steigenden Arbeitslosigkeit. In der Einkaufsmanagerumfrage von S&P Global zeigt sich in den vorläufigen Ergebnissen für Oktober zwar ein gering­fügig beschleunigter Stellenaufbau, doch war dies eine der langsamsten Gangarten seit eineinhalb Jahren. „Ausschlaggebend hierfür war, dass einige Unternehmen aufgrund von Überkapazitäten Arbeitsplätze ab­bauten und die Einstellungsbereitschaft wegen des unsicheren Ausblicks auf breiter Front sank“, erklärte S&P Global dazu.

In Italien stieg im September die Beschäftigung laut dem nationalen Statistikamt Istat um 0,2% zum Vormonat, die Beschäftigungsquote legte um 0,2 Punkte auf 60,2% zu. Die Zahl der Arbeitslosen kletterte um 0,4%, während die Arbeitslosen­quote bei 7,9% verharrte.

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