Außenhandel

Auch der Osthandel der deutschen Wirtschaft schwächelt

Der deutsche Handel mit Osteuropa und Zentralasien ist leicht gesunken, schlug sich 2024 aber besser als der Außenhandel insgesamt. Polen wird für die Unternehmen immer wichtiger. Russland ist nur noch eine Randnotiz.

Auch der Osthandel der deutschen Wirtschaft schwächelt

Auch der Osthandel schwächelt

Exporte leicht im Plus – Polen überflügelt China – Ost-Ausschuss warnt vor Grenzkontrollen

Der deutsche Handel mit Osteuropa und Zentralasien ist leicht gesunken, schlug sich 2024 aber besser als der Außenhandel insgesamt. Polen wird für die Unternehmen immer wichtiger. Russland ist nur noch eine Randnotiz. Der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft fordert eine rasche EU-Aufnahme der Westbalkan-Länder.

ahe Berlin

Der Handel mit den 29 Ländern aus Mittel- und Osteuropa sowie Zentralasien ist im vergangenen Jahr leicht um 0,4% auf jetzt 539 Mrd. Euro gesunken, schnitt damit aber besser ab als der deutsche Außenhandel insgesamt, der um 2,1% gesunken war. Der Osthandel bleibe damit eine Stütze der Wirtschaft und insbesondere der Exporte, betonte Cathrina Claas-Mühlhäuser, Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, am Dienstag in Berlin.

Sie verwies darauf, dass die deutschen Ausfuhren vor allem dank Polen und der Ukraine knapp 1% höher lagen als 2023. Polen ist mittlerweile Nummer Fünf der wichtigsten Handelspartner von Deutschland. Bei den Exporten liegt der östliche Nachbar seit dem letzten Jahr sogar noch vor China auf Platz Vier. Die Ausfuhren stiegen 2024 um deutliche 3,5%. Angesichts der Bedeutung Polens hofft der Ost-Ausschuss auch, dass die künftige Bundesregierung schwelende politische Konflikte mit der Führung in Warschau ausräumen und eine engere Kooperation pflegen wird. Die Zusammenarbeit müsse „eine neue Qualität erreichen“, betonte Claas-Mühlhäuser in Berlin.

Cathrina Claas-Mühlhäuser, Vorsitzende des Ost-Ausschusses und Aufsichtsratschefin des Landmaschinenherstellers Claas (Foto: Claas KGaA mbH).

Unter den größten deutschen Handelspartnern sind auch Tschechien (10.), Ungarn (13.), Rumänien (17.) und die Slowakei (18.) zu finden. Wachstum zeigte 2024 bei diesen Ländern allerdings nur der Warenverkehr mit Rumänien. Der Handel mit der Ukraine liegt mit einem Volumen von 11,7 Mrd. Euro immer noch auf einem deutlich niedrigerem Level, zeigte allerdings auch im vergangenen Jahr ein Wachstum von gut 18%. Die Ukraine liegt zudem mittlerweile vor Russland. Der deutsch-russische Warenverkehr beläuft sich nur noch auf 9,4 Mrd. Euro und liegt damit noch einmal um ein Viertel geringer als 2023. Die Importe aus Russland brachen um 50% weiter ein.

Mehr Tempo bei Westbalkan nötig

Laut einer aktuellen Umfrage des Ost-Ausschusses zusammen mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG wird die Bedeutung Mittel- und Osteuropas für die deutsche Wirtschaft in Zukunft noch weiter steigen. 56% der befragten 133 Unternehmen planen in den EU-Ländern der Region beziehungsweise den EU-Beitrittskandidaten Investitionen. In der Ukraine wollen in den nächsten zwölf Monaten immerhin 46% der Befragten investieren. Die Ost-Ausschuss-Vorsitzende forderte die künftige Bundesregierung auf, die europäische Integration der Ukraine weiter entschlossen zu unterstützen. Finanzhilfen für den Wiederaufbau müssten allerdings stärker an die Beteiligung deutscher und europäischer Unternehmen geknüpft werden.

Auf mehr Tempo hofft der Verband auch bei der EU-Integration des Westbalkans. Der seit 2012 bestehende Stillstand in den Beitrittsprozessen müsse endlich überwunden werden, unterstrich Claas-Mühlhäuser. Bis 2028 müssten die Verhandlungen mit mindestens mit einem der sechs Kandidaten abgeschlossen werden − etwa mit Montenegro. Dies wäre ein „starkes Signal an die Region", sagte die Ost-Ausschuss-Vorsitzende. Die Aufnahme der Länder könne auch ein wirtschaftlicher Motor für die EU werden.

Ost-Ausschuss warnt vor Grenzkontrollen

Der Verband warnte vor neuen Hürden für den Handel durch die Installierung von Grenzkontrollen an den deutschen Grenzen. Zumindest der Warenverkehr dürfe nicht beeinträchtigt werden, warnte Claas-Mühlhäuser. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass Lieferketten der Unternehmen gestört würden. Denn Güter im Wert von über 0,5 Bill. Euro, die jährlich mit Mittel- und Osteuropa gehandelt würden, würden über die deutschen Grenzen mit Polen und Tschechien transportiert, teils als Just-in-time-Lieferung.

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