Aufnahme Geflüchteter schafft neue Jobs
Die Unterbringung von Geflüchteten kann zum Stellenaufbau in der aufnehmenden Region beitragen. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Untersuchung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim, des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Bundeswirtschaftsministeriums. Am Ort der Unterbringung von Geflüchteten in den Jahren 2015 und 2016 entstanden demnach Beschäftigungschancen für Einheimische, da die Ankömmlinge diverse Unterstützungsleistungen in Anspruch nahmen. Der Erhebung zufolge entstand rechnerisch je 2,4 aufgenommenen Geflüchteten eine sozialversicherungspflichtige Stelle.
Die Studie, die den Zeitraum 2013 bis 2018 betrachtet, beruht auf den Daten der Bundesagentur für Arbeit, des Ausländerzentralregisters und der Erstverteilung Asylbegehrende (EASY), die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) bereitgestellt wurden. 2015 und 2016 beantragten demnach 1,3 Millionen Geflüchtete Asyl in Deutschland, das damit die meisten Aufnahmen im europäischen Vergleich verbuchte. Die Ankömmlinge wurden zentral über Bundesländer und Kreise verteilt, erhielten meist einen Wohnort zugewiesen und unterlagen zunächst einer Residenzpflicht. Zudem galt für sie während der ersten drei Monate ihres Aufenthalts ein strenges Beschäftigungsverbot.
Besonders in der Anfangszeit sind Geflüchtete auf Dienstleistungen wie die Unterkunft, Versorgung, soziale Betreuung oder die Hilfe bei Asylanträgen und Behördengängen angewiesen und schafften so Arbeitsplätze in der betreffenden Region.
Wie die Studie herausfand, ergaben sich dabei deutliche Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Während die Beschäftigung bei Frauen deutlich stärker stieg als bei Männern, sank die Arbeitslosigkeit bei den Frauen hingegen deutlich weniger stark. „Dies weist darauf hin, dass vor allem Frauen eine Anstellung fanden, die bisher nicht arbeitslos gemeldet waren und die erst im Zuge der Unterbringung Geflüchteter in den Arbeitsmarkt eintraten oder zuvor geringfügig beschäftigt waren“, sagt Katrin Sommerfeld, zuständige ZEW-Forschungsleiterin.
Die positiven Effekte auf die Beschäftigung waren der Untersuchung zufolge jedoch von begrenzter Dauer. Nach nur drei Jahren war der anfängliche Beschäftigungszuwachs bereits um die Hälfte zurückgegangen. Die Studienautoren erklären dies mit den veränderten Konsumgewohnheiten der Migranten.
So benötigen sie nicht mehr die umfangreiche Unterstützung aus den ersten Monaten, sondern haben im besten Fall selbst einen Job gefunden und kommen selbst für ihren Lebensunterhalt auf. „Da sie aber auch einige Jahre nach ihrer Ankunft wahrscheinlich weniger Einkommen zur Verfügung haben als Einheimische, fragen sie einen größeren Anteil lokal produzierter Waren und Dienstleistungen nach“, erklärt Sommerfeld. „Die Beschäftigung vor Ort wird demnach auch weiterhin profitieren, wenn auch weniger stark als in der Anfangszeit.“