Auftragseinbruch im deutschen Bauhauptgewerbe
Auftragseinbruch
im deutschen Bauhauptgewerbe
ba Frankfurt
Das deutsche Bauhauptgewerbe muss im September einen Rückschlag hinnehmen: Der Auftragseingang fiel preis-, saison- und kalenderbereinigt um 12,4% geringer aus als im Vormonat – einen kräftigeren Rückgang gab es zuletzt im April 2022. Im August hatten die Bestellungen allerdings wegen umfangreicher Großaufträge noch um 12,8% zugelegt, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) betonte. Wegen der mangelnden Auftragslage ging die Zahl der im Bauhauptgewerbe tätigen Personen um 0,7% im Jahresvergleich zurück. Frühbarometer wie der Einkaufsmanagerindex oder das Ifo-Geschäftsklima signalisieren, dass es in den nächsten Monaten für die schwächelnde Bauwirtschaft weiter bergab gehen wird.
Geschäftsklima sinkt deutlich
In der Ifo-Umfrage für November zeigten sich die Unternehmen weniger zufrieden mit den laufenden Geschäften. Nachdem auch die Erwartungen wieder skeptischer ausfielen als zuletzt, verschlechterte sich das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe merklich, wie die Münchener Wirtschaftsforscher mitteilten. Den Statistikern zufolge gab es beim Tiefbau, zu dem der staatlich dominierte Straßenbau zählt, 11,6% weniger Aufträge. Das Neugeschäft im Hochbau, der vom Wohnungsbau dominiert wird, fiel um 13,6% niedriger aus als im Vormonat.
Damoklesschwert Ampel-Aus
„Großprojekte aus der Energie- und Mobilitätswende stützen noch die Nachfrage, während im kommunalen Bereich angespannte Haushalte immer weniger Investitionsspielräume zulassen“, betont Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe. Der Bereich der kommunalen Infrastruktur sei aber besonders wichtig, da hier rund zwei Drittel aller Aufträge vergeben werden. Jedoch: „Die Kommunen sind immer weniger in der Lage, ihre Infrastruktur in Ordnung zu halten.“ Die ohnehin schlechte Baukonjunktur drohe durch das Scheitern der Regierung und damit auch des Bundeshaushalts 2025 weiter Schaden zu nehmen. Denn die Mittel für die Förderprogramme im Wohnungsbau, für die Sanierung von bröckelnden Brücken und Straßen sowie für den Ausbau der Schienennetze drohten leerzulaufen.
Für den Jahresvergleich weisen die Statistiker einen Rückgang für das gesamte Bauhauptgewerbe von 9,5% aus. Inflationsbereinigt (real) ergibt sich ein Minus von 11,5%. Im Zeitraum Januar bis September sank die Orderzahl um 0,5% – und auch hier fiel das preisbereinigte Minus mit 2,0% deutlicher aus.
Geringere Umsätze
Die Statistiker verzeichneten auch beim Umsatz einen Rückgang: Real um 3,7% während der nominale Umsatz um 1,4% auf 10,1 Mrd. Euro nachgab. Dabei verzeichnete der Tiefbau einen Umsatzrückgang von real 11,2% wohingegen sich beim Tiefbau ein Erlösanstieg von 4,5% ergab. Für die ersten drei Quartale gingen die Umsätze im gesamten Bauhauptgewerbe real um 1,4% zurück.
Hoffen auf attraktivere Konditionen
Die Baubranche leidet immer noch unter hohen Material- und Finanzierungskosten. Die Hoffnung ruht nun vor allem auf den Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB), durch die die Bauzinsen wieder attraktiver werden dürften. Allerdings schlagen die bisher drei Lockerungsschritte – der vierte gilt am Markt und unter Ökonomen für Dezember als gesetzt – erst mit einiger Verzögerung auf die Realwirtschaft durch. Im dritten Quartal war die Wertschöpfung des Baugewerbes um 1,2% im Quartalsvergleich gefallen. Die Bundesbank erwartet, dass der Bau die Wirtschaftsleistung weiter dämpft. „Die immer noch erhöhten Finanzierungskosten und die ausgeprägte wirtschaftspolitische Unsicherheit belasteten weiterhin die Investitionen und damit die Nachfrage nach Bauleistungen und Investitionsgütern“ schreibt die Bundesbank im Monatsbericht November.