Auftragspolster der deutschen Industrie füllen sich
Auftragspolster füllen sich
Plus von 0,2 Prozent für deutsche Industrie − Höhere Reichweite
ba Frankfurt
Großaufträge haben das Auftragspolster der deutschen Industrie zum Jahresende aufgeplustert. Eine Trendwende ist dies allerdings noch nicht, auch wenn die Neubestellungen jüngst überraschend kräftig zugelegt haben. Ökonomen werten dies allenfalls als Chance einer Bodenbildung der kriselnden Industrie. Dafür spricht auch, dass sich dem Einkaufsmanagerindex zufolge der Abwärtstrend im verarbeitenden Gewerbe im Januar verlangsamt und der Geschäftsausblick verbessert hat.
Rückgang zum Vorjahr
Im Dezember kletterte der Auftragsbestand im verarbeitenden Gewerbe preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,2% zum Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich allerdings ein kalenderbereinigter Rückgang um 0,6%. Im Monatsvergleich legten die offenen Aufträge aus dem Inland um 2,0% zu, wohingegen der Bestand an Auslandsaufträgen um 0,9% zurückfiel. „Ohne bessere Standortbedingungen wird eine Trendwende nicht zu erzielen sein“, mahnte Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. „Die Lage bei der Kapazitätsauslastung bleibt vorerst angespannt.“
Sonstiger Fahrzeugbau sorgt für das Plus
Den Aufschwung brachte das Plus von 3,0% im sonstigen Fahrzeugbau, zu dem Flugzeuge, Schiffe, Züge und Militärfahrzeuge zählen. „Ein hohes Volumen an Großaufträgen trug zu dem Wachstum in diesem Bereich bei“, betonten die Statistiker. Im Maschinenbau legte der Auftragsbestand um 0,4% zu. Ein Minus verzeichneten die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen (−0,5%) und die Automobilindustrie (−0,4%).
Auch das Ergebnis der Einkaufsmanagerumfrage im Januar signalisiert, dass der Auftragsbestand „auf dem Weg zu einer Stabilisierung sein könnte“, wie Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, kommentiert. Es falle auf, dass sich Deutschland vom globalen Lagerzyklus komplett entkoppelt zu haben scheine, denn weltweit hätten sich die Auftragsbestände zuletzt kaum noch verändert. „Diese Entkoppelung unterstützt die These, dass die Rezession in der deutschen Industrie in erster Linie struktureller und nicht zyklischer Natur ist.“
Reichweite steigt
Die Reichweite stieg im Dezember auf 7,5 Monate von zuvor 7,3 Monaten. So lange müssten die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten.
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