Auftragsbestand sinkt erneut

Auftragspolster der Industrie wird immer dünner

Der mangelnde Nachschub sorgt in der deutschen Industrie für immer dünnere Auftragspolster. Vor allem die wichtige Autoindustrie drückt aufs Ergebnis.

Auftragspolster der Industrie wird immer dünner

Auftragspolster der Industrie
wird immer dünner

Fünfter Rückgang in Folge – Höhere Reichweite

ba Frankfurt

Die Auftragspolster der deutschen Industrie dünnen sich immer weiter aus. Dass seit mehr als einem Jahr die wichtige Automobilindustrie die Ergebnisse drückt, schürt Konjunktursorgen − vor allem, nachdem hier Auftragseingang und Produktion mit am kräftigsten gesunken sind. Selbst wenn die jüngsten Zahlen wegen der Brückentage im Mai etwas nach unten verzerrt sind, bleibt es bei der anhaltenden Schwäche der stark exportorientierten Industrie. Solange die Neubestellungen nicht ihren seit mehr als zwei Jahren währenden Abwärtstrend beenden, wird es für die hiesige Wirtschaft schwer, auf einen nachhaltigen Wachstumskurs einzuschwenken.

„Puffer scheint nunmehr zunehmend abgebaut zu sein“

Im Mai ist der Auftragsbestand im verarbeitenden Gewerbe preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,4% zum Vormonat gesunken, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Dies war der fünfte Rückgang in Folge. Dabei blieben je 0,4% weniger Aufträge aus dem In- sowie dem Ausland offen als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ermittelten die Statistiker ein Minus von 5,4%. „Nachdem der außergewöhnlich hohe Auftragsbestand in der Industrie infolge der Coronakrise und der damit zusammenhängenden Materialengpässe seit längerer Zeit für eine Stabilisierung der Produktion gesorgt hatte, scheint dieser Puffer nunmehr zunehmend abgebaut zu sein“, betonte das Bundeswirtschaftsministerium in seinem jüngsten Monatsbericht.

Sechzehnter Rückgang in Folge

Im Mai war es den 16. Monat in Folge die Automobilindustrie, die zum Rückgang des Auftragsbestands beigetragen hat − diesmal melden die Statistiker hier ein Minus von saison- und kalenderbereinigt 0,8% zum Vormonat. Aber auch die Bereiche Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (−0,9%) und Herstellung von Metallerzeugnissen (−0,9%) beeinflussten laut Destatis das Gesamtergebnis negativ.

Positiv wirkte sich hingegen der Anstieg im Bereich Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (1,0%) aus.

Reichweite legt etwas zu

„Der Auftragsbestand siecht lautlos dahin“, analysiert Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Er erwartet, dass Unternehmen die Kapazitäten wohl weiter anpassen, was − „wie zum Teil schon zu hören war, vor der Beschäftigung kaum Halt machen“ dürfte. Ohne einen politisch ermöglichten Anstieg der Wettbewerbsfähigkeit werde eine Trendwende nicht zu schaffen sein.

Die Reichweite ist zwar von 7,1 Monaten im April auf 7,2 Monate im Mai gestiegen. Allerdings nur, weil sich der mittlere Umsatz des verarbeitenden Gewerbes in den vergangenen zwölf Monaten schwächer entwickelt hat als der Auftragsbestand, betonte Destatis.

Als positives Signal taugt dies daher nicht, mahnt Krüger. Die Reichweite ist die Zeit, die die Unternehmen bei gleichbleibendem Umsatz theoretisch produzieren müssten, um die bereits vorhandenen Aufträge abzuarbeiten. 

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.