Außenhandel schwächelt auch im Oktober
Außenhandel kommt einfach nicht voran
Ausfuhren in die USA und nach China legen zu – Flaues Geschäft mit der EU
ba Frankfurt
Das schwache Geschäft mit den europäischen Nachbarn hat den deutschen Exporteuren das zweite Minus in Folge eingebrockt. Nach China und in die USA wurden hingegen mehr Waren als vor Monatsfrist ausgeführt. Ökonomen werten die Daten als Enttäuschung, nachdem Frühindikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima oder der Einkaufsmanagerindex zuletzt eine Stabilisierung der deutschen Wirtschaft angedeutet hatten. Solange allerdings die maue Weltkonjunktur nicht wieder anspringt, bleiben die Aussichten trübe.
Überschuss weitet sich aus
Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) wurden im Oktober kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 126,4 Mrd. Euro aus Deutschland exportiert – das sind 0,2% weniger als im Vormonat. Ökonomen hatten nach dem Einbruch um 2,5% im September mit einer Gegenbewegung gerechnet und ein Exportwachstum von 1,1% prognostiziert. Auch bei den Importen war ein Anstieg erwartet worden – diese fielen allerdings gleichfalls, und zwar um 1,2% auf 108,6 Mrd. Euro. Dies war der fünfte Rückgang in Folge. Dementsprechend hat sich der Positivsaldo der Handelsbilanz auf 17,8 Mrd. Euro ausgeweitet. Im September betrug der Handelsbilanzüberschuss 16,7 Mrd. Euro. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sanken die Ausfuhren um 8,1%, während die Einfuhren um 16,3% zurückgingen.
Mehr Exporte in die USA
Der Exportrückgang im Monatsvergleich beruht vor allem auf dem Minus im Handel mit den EU-Mitgliedstaaten: Die Exporte dorthin im Warenwert von 67,9 Mrd. Euro entsprechen einem Minus von 2,7% im Vergleich zum Vormonat. Aus den EU-Ländern wiederum wurden Waren im Wert von 56,9 Mrd. Euro importiert, das sind 2,8% weniger als vor Monatsfrist. Am kräftigsten fielen die Rückgänge aber im Handel mit den EU-Ländern, die nicht dem Euroraum angehören aus: Hier verzeichnen die Wiesbadener Statistiker ein Minus von 4,4% bei den Exporten und von 4,6% bei den Importen. Die Warenströme in die Länder des gemeinsamen Währungsraums fielen in beide Richtungen um je 1,9%.
„Mit Blick auf die Exporte, die in die USA und nach China gehen, kann aber selbst den Handelsdaten ein Hoffnungsschimmer abgerungen werden“, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Hauptdestination deutscher Waren waren erneut die USA: Dorthin gingen Waren im Wert von 13,5 Mrd. Euro, das sind 5,7% mehr als im September. Richtung China stiegen die Ausfuhren um 1,5% auf 7,9 Mrd. Euro. Nach Großbritannien wurden mit 6,6 Mrd. Euro 5,6% mehr exportiert. Insgesamt wurden in die sogenannten Drittstaaten, also Länder außerhalb der EU, Waren im Wert von 58,5 Mrd. Euro exportiert – ein Plus von 2,9% im Monatsvergleich.
Exporterwartungen etwas höher
Die deutschen Exporteure blickten zuletzt etwas zuversichtlicher auf ihr künftiges Geschäft: So sind die Ifo-Exporterwartungen im November auf minus 3,8 Punkte gestiegen, von minus 6,3 Punkten im Oktober. „Die Exportwirtschaft kann aber immer noch keine Dynamik entwickeln“, erklärte dazu Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Eine größere Teilhabe an dem wirtschaftlichen Aufschwung in vielen Ländern steht noch aus."
„Es wird Zeit, dass der Abwärtstrend einen Boden bildet“, mahnt Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Für einen nachhaltigen Trendwechsel in der Exportwirtschaft müssten die Auslandsaufträge „kräftiger und breitflächiger zulegen", betonte Gitzel. „Solange die Weltwirtschaft nicht auf Erholungskurs geht, wird dies aber nicht der Fall sein." Deshalb werde sich das Muster der jüngeren Vergangenheit aus leichtem Schrumpfen, Stagnation und sehr bescheidenem Wachstum der Wirtschaft fortsetzen. Im dritten Quartal war sie vor allem wegen des geringen Privatverbrauchs um 0,1% geschrumpft.
Die deutschen Exporte sind vor allem wegen des schwachen Geschäfts mit den EU-Ländern im Oktober überraschend erneut gesunken. Als Lichtblick gilt, dass in die beiden wichtigsten Absatzländer – die USA und China – mehr Waren geliefert wurden. Für richtigen Schwung muss aber der Welthandel anziehen.