Autobahnbrücken sollen schneller saniert werden
sp Berlin
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) will das Tempo bei der Sanierung von Autobahnbrücken verdoppeln und dafür ab 2026 jährlich rund 1 Mrd. Euro mehr als bisher geplant in die Hand nehmen. „Es ist um die Brücken alles andere als gut bestellt, daher besteht hier Handlungsbedarf“, sagte der Minister nach einem Expertentreffen am Donnerstag in Berlin. Konkret will Wissing die Mittel für die Erhaltung der Bundesautobahnen von derzeit 4,5 Mrd. Euro pro Jahr bis 2026 schrittweise auf 5,7 Mrd. Euro erhöhen, wovon dann jährlich 2,5 Mrd. Euro statt bisher 1,5 Mrd. Euro in die Ertüchtigung von Brücken fließen sollen. Im Fokus steht ein Kernnetz mit 4000 Brückenbauwerken, das bis 2030 komplett modernisiert werden soll. Das Tempo der Modernisierung werde dazu schrittweise von 200 auf 400 Brücken pro Jahr erhöht, sagte Wissing.
Es helfe nichts, kurzfristig gigantische Summen für die Brückenmodernisierung in den Haushalt einzustellen, wenn es keine ausreichende Planungssicherheit für die Unternehmen gebe, die die Sanierungsarbeiten ausführen, betonte der Minister. „Deshalb schließen wir mit der Autobahn GmbH zum ersten Mal eine überjährige Finanzierungsvereinbarung und lösen eines der Kernprobleme der bisherigen Finanzierungssystematik“, sagte Wissing nach dem ersten Brückengipfel, bei dem sich der Minister mit Experten aus Bauwirtschaft, Verwaltung und aus den Ländern sowie mit Vertretern von Natur- und Umweltschutzverbänden über die Ergebnisse seiner ersten „Brückenbilanz“ und ein „Zukunftspaket leistungsfähige Autobahnbrücken“ ausgetauscht hatte.
Um bei der Sanierung die richtigen Prioritäten zu setzen, führt Wissing mit dem sogenannten Traglastindex ein neues Kriterium für die Zustandserfassung der Brückenbauwerke ein. Der Index bewertet die strukturellen Eigenschaften eines Tragwerks, die die Leistungsfähigkeit der Brücke wesentlich beeinflussen, wohingegen bisher allein äußere bauliche Kriterien erfasst wurden. „Wir setzen Prioritäten damit anders als bisher“, erklärte Wissing. Dazu gehört auch, dass sich der Minister zunächst auf 4000 der insgesamt rund 40000 Autobahnbrücken konzentrieren will, die Teil der besonders belasteten Transitstrecken sind. An 1300 Brückenbauwerken innerhalb dieses Kernnetzes werde bereits gebaut, 2700 Teilbauwerke müssten dagegen neu in Angriff genommen werden. Insgesamt seien mehr als 10000 Autobahnbrücken hierzulande modernisierungsbedürftig.
Marode, meist in den 1960er- und 1970er-Jahren gebaute Autobahnbrücken sind ein Dauerproblem in Deutschland. So ist die marode Autobahnbrücke Rahmede bei Lüdenscheid auf der A45 seit Anfang Dezember voll gesperrt. Damit ist eine zentrale Verkehrsroute von Dortmund nach Hessen und Bayern unterbrochen. Man könne Fälle wie Rahmede auch in Zukunft nicht ausschließen, werde aber alles tun, damit sich solche Situationen nicht wiederholten, sagte Wissing.