Bank of England flirtet mit „Britcoin“
hip London
Die Bank of England hat sich schon lange damit befasst, wie sich die britische Währung digitalisieren lässt. Doch erst jetzt stellen Schatzamt und Notenbank eine gemeinsame Taskforce auf, die das Thema vorantreiben soll. Schatzkanzler Rishi Sunak verbreitete einen Tweet seines Ministeriums mit folgender Anmerkung: „Britcoin?“ Er steht unter Druck, London zum globalen Fintech-Zentrum zu machen, um den durch den Brexit verlorenen Boden wiedergutzumachen.
Bei dem Vorhaben geht es um digitales Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, CBDC). „CBDC wäre eine neue Form von digitalem Geld, das von der Bank of England für die Nutzung durch Unternehmen und Haushalte ausgegeben wird“, verlautbarte die Bank of England: „Es würde eher neben Bargeld und Sichteinlagen existieren, statt sie zu ersetzen.“ Regierung und Notenbank hätten noch nicht entschieden, ob digitales Zentralbankgeld eingeführt werden soll, man führe aber mit allen Beteiligten Gespräche über Vorteile, Risiken und praktische Aspekte solcher Zahlungsmittel.
Das Vorpreschen der Volksrepublik China, die schon bald den digitalen Yuan vorstellen könnte, der Börsengang von Coinbase und die sensationellen Kursgewinne von Kryptoassets wie Bitcoin und Ethereum dürften die Diskussionen in den vergangenen Wochen intensiviert haben. Jon Cunliffe, der für Finanzstabilität zuständige stellvertretende Gouverneur der Bank of England, und Katharine Braddick, die im Schatzamt als Generaldirektorin für die Finanzbranche zuständig ist, sollen dem neuen Gremium vorsitzen. Ein Zeitrahmen für dessen Tätigkeit wurde nicht genannt.
Klar ist bereits aus früheren Stellungnahmen der Notenbank, dass keine Kunstwährung eingeführt werden soll, sondern digitale Pfundmünzen beziehungsweise Scheine. Ein digitales Pfund wäre immer so viel wert wie ein analoges. Dafür nötig wäre aber eine digitale Identitätsinfrastruktur für die vernetzte Welt von heute. Für das Schatzamt wäre digitales Zentralbankgeld auch unter dem Gesichtspunkt interessant, dass sich Zahlungen viel leichter nachverfolgen und damit auch besteuern ließen. Zunächst könnten lediglich Münzen durch digitales Wechselgeld ersetzt werden. Einer Umfrage der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) aus dem vergangenen Jahr zufolge beschäftigen sich mindestens 52 Länder mit der Entwicklung von digitalem Zentralbankgeld. Allerdings strich die BIZ heraus, dass im vergangenen Jahr kein Land von einem nennenswerten Einsatz von Kryptowährungen im Zahlungsverkehr berichtet habe.