Grossbritannien

Bank of England hält an Verkaufs­plänen fest

Die Bank of England will planmäßig mit dem „Quantitative Tightening“ beginnen. Derweil sprechen sich mehr als die Hälfte der Tory-Mitglieder für einen Rücktritt von Premierministerin Liz Truss aus.

Bank of England hält an Verkaufs­plänen fest

hip London

Die Bank of England hat einen Bericht der „Financial Times“ als falsch bezeichnet, in dem vor dem Hintergrund der Turbulenzen am Markt für britische Staatsanleihen (Gilts) von einer erneuten Verschiebung des Beginns von „Quantitative Tightening“ die Rede war. Die Notenbank will Ende des Monats damit beginnen, den seit der Finanzkrise zusammengekauften Anleihenberg abzutragen. Ursprünglich wollte sie schon Anfang Oktober damit loslegen. Nach der Vorstellung des Wachstumsplans von Premierministerin Liz Truss musste sie jedoch erst einmal erneut zukaufen, um den Markt zu stabilisieren. Ein rasanter Anstieg der Renditen hatte Pensionsfonds in Bedrängnis gebracht, die auf gehebelte LDI-Strategien (Liability-Driven Investment) zurückgreifen, um ihren Finanzierungsstatus besser aussehen zu lassen oder etwas Spielraum für riskantere Investments zu haben, die mehr Rendite liefern. Nachdem die Einstellung der Gilt-Käufe am Freitag keine größeren Marktverwerfungen hervorge­rufen hat, ist man bei der Noten-bank offenbar der Ansicht, die Lage im Griff zu haben. Binnen zwölf Monaten will sie sich von Gilts im Volumen von 80 Mrd. Pfund trennen.

„LDI-Fonds haben der Bank be­richtet, dass sie über ausreichend Kapital verfügen, um weitaus größere Anstiege der Renditen zu verkraften als zuvor“, schrieb Jon Cunliffe, der für Finanzstabilität zuständige stellvertretende Gouverneur der Bank of England, an den Finanzausschuss des Unterhauses. Es sei allerdings wahrscheinlich, dass Verkäufe ausgelöst würden, bevor dieser Puffer voll ausgeschöpft wird. „Ins­gesamt sind LDI-Fonds nun wesentlich besser vorbereitet, um künftig Schocks dieser Art zu begegnen. Das Risiko, dass das Verhalten von LDI-Fonds eine Ausverkaufsdynamik am Gilt-Markt und einen sich selbst verstärkenden Kursverfall auslöst, ist deutlich reduziert worden.“

Steigende Hypothekenzinsen

Am Bondmarkt stiegen erneut die Renditen. Das Pfund verlor gegen den Dollar. Die Zinsen bei Neuabschluss einer zweijährigen Festzinshypothek belaufen sich derzeit der Website Moneyfacts zufolge im Schnitt auf 6,53 %. Vor der Rede des eilends geschassten Schatzkanzlers Kwasi Kwarteng Ende September hatten sie noch bei 4,74 % gelegen, im Dezember 2021 bei 2,34 %. Was nach einer geringfügigen Veränderung aussieht, hat erheblich höhere Monatsraten für all diejenigen zur Folge, die ihre Hypothek refinanzieren müssen.

Truss hatte sich am Montagabend für die Fehler ihrer Regierung entschuldigt, zugleich aber betont, sie wolle die Konservativen in die nächsten Unterhauswahlen führen. Mehr als die Hälfte der Parteimitglieder (55 %) sind einer aktuellen Yougov-Umfrage inzwischen der Meinung, dass sie lieber zurücktreten sollte. Lediglich 38 % wollen, dass sie im Amt bleibt. Als möglichen Nachfolger nannte knapp ein Drittel Boris Johnson. Kwartengs Vorgänger Rishi Sunak wurde nur von 23 % favorisiert.

Unterdessen wurde bekannt, dass 10 Downing Street das sogenannte „Triple Lock“ nicht mehr garantieren will. Damit ist das Versprechen aus dem Wahlprogramm 2019 gemeint, die staatliche Rente alljährlich im April um den höchsten von drei Werten zu erhöhen: die Teuerungsrate des vorangegangenen September, das Lohnwachstum oder 2,5 %.

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