Bank of Japan behält Lockerungskurs
mf Tokio
Japans Regierung und Notenbank arbeiten weiter Hand in Hand, um die Inflation unter Kontrolle zu halten, ohne die Zinsen zu erhöhen. Ungeachtet des schwachen Yen und einer Inflationsrate von 3% im September beschloss die Bank of Japan einstimmig, den kurzfristigen Zins bei −0,1% und die zehnjährige Anleiherendite bei 0,0% zu belassen. Bei Bedarf will man weitere Lockerungsmaßnahmen ergreifen.
Gleichzeitig beschloss das Kabinett ein weiteres Konjunkturpaket von 29,1 Bill. Yen (199 Mrd. Euro). Es soll Lohnsteigerungen fördern und die Energiekosten verringern. Inklusive der Ausgaben von Kommunen und privater Wirtschaft bezifferte Premierminister Fumio Kishida den Stimuluseffekt auf voraussichtlich 71,6 Bill. Yen (490 Mrd. Euro).
„Das Motto der Geldpolitiker lautet ‚Warten auf Godot‘ “, meinte Nord/LB-Analyst Tobias Basse. Spätestens mit dem Ende der Amtszeit von Notenbankchef Haruhiko Kuroda im Frühjahr rechnet Basse mit „Anpassungen am Prozedere“ bei der Kontrolle der Renditekurve.
Angst vor Deflation
Jedoch dürfte die japanische Angst vor der Deflation eine Bewegung beim Leitzins verhindern. Auch Marcel Thiliant von Capital Economics zweifelt an einem Kurswechsel der Bank of Japan. „Das Fenster für eine straffere Geldpolitik schließt sich rasch, da die Weltwirtschaft in eine Rezession eintritt“, kommentierte der Ökonom.
Die Bank of Japan (BoJ) hob ihre Inflationsprognose für die nächsten zwei Jahre an. Sie geht nun davon aus, dass die Kerninflation (ohne frische Lebensmittel) im laufenden Haushaltsjahr recht stark auf 2,9% ansteigt. Das sind 0,6 Prozentpunkte höher als sie bisher vorhersagte. Die Wirtschaftsleistung werde um 2,0% statt wie zuvor erwartet um 2,4% wachsen. 2023 und 2024 wird die Inflation nach Ansicht der BoJ jedoch auf 1,6% zurückgehen. Der diesjährige Anstieg wird als vorübergehende Erscheinung betrachtet, so dass die Zielrate von 2% weiter verfehlt wird. Die fiskalischen Maßnahmen der Regierung bremsen der Notenbank zufolge den Preisauftrieb: Die Subvention der Energiekosten könnte die Inflationsrate ab April 2023 um bis zu 1 Prozentpunkt drücken. Privathaushalte erhalten 7 Yen und Unternehmen 3,5 Yen je Kilowattstunde Strom, je Kubikmeter Gas zahlt der Staat 30 Yen.
Regierung und Notenbank verteidigen ihren Kurs. Das Finanzministerium stemmte sich am Devisenmarkt mit mehreren versteckten Interventionen gegen die Abwertung des Yen. Die Notenbank kaufte in diesem Jahr für 33,3 Bill. Yen Anleihen, um die 10-jährige Rendite unter 0,25% zu halten. Den Fokus des Devisenmarktes auf Zinsdifferenzen nannte Kuroda „eindimensional“.