Konjunktur

Bank of Japan will Geldpolitik weiterhin nicht straffen

Die Bank of Japan tastet den Leitzins nicht an – selbst eine Inflationsrate von 2% würde daran nichts ändern. Aktuell liegt diese aber bei 0,9%.

Bank of Japan will Geldpolitik weiterhin nicht straffen

mf Tokio

Die Bank of Japan bleibt die zunehmend einsame geldpolitische Taube unter den großen Zentralbanken. Bei ihrem Beschluss nach zweitägigen Beratungen ignorierten die japanischen Währungshüter den Trend zu Zinserhöhungen in den USA, Großbritannien und der EU. Der kurzfristige Zins blieb bei –0,1% und die Rendite-Vorgabe für 10-jährige Staatsanleihen bei 0,0%. Selbst wenn das Inflationsziel von 2% „zeitweise bald“ erreicht werde, sei eine geldpolitische Straffung „unangemessen“, sagte Gouverneur Haruhiko Kuroda. Die Abwertung des Yen sei eher nützlich. Die durch den Ukraine-Krieg gestiegenen Rohstoffpreise belasteten die Gewinne der Firmen und den privaten Konsum. Deshalb fiel der wirtschaftliche Ausblick weniger optimistisch aus. Japan-Analysten zeigten sich nicht überrascht. „Die Bank of Japan behält ihre stoische Ruhe bei“, erklärte Nord/LB-Analyst Bernd Krampen. „Die Uhren in Japan ticken eben doch etwas anders.“ Denn trotz Lieferengpässen und höherer Energiepreise sei es nicht zu einem massiven Anstieg der Inflation gekommen. „Japans Zentralbank befürchtet eher eine Belastung der wirtschaftlichen Aktivität als eine unkontrollierbare Inflation“, schrieb Marcel Thieliant, Japan-Ökonom von Capital Economics. Die Bank of Japan werde zwar im April ihre Inflationsprognose erhöhen, aber den Trend weiter als „nicht nachhaltig“ betrachten. Die von Japans Notenbankern am meisten beachtete Kern-Inflationsrate ohne frische Lebensmittel inklusive Kraftstoffkosten ist im Februar auf 0,6% gestiegen. Damit markierte die Inflation ein Zweijahreshoch. Die Verbraucherpreise kletterten um 0,9%. Ohne Sonderfaktoren wie gesenkte Mobilfunkpreise betrug die Rate laut Barclays Japan 2,1%. Nach Ansicht von John Vail, Aktienstratege des Vermögensverwalters Nikko AM, stellt sich die Notenbank auf ein langsameres Wirtschaftswachstum ein. „Erst wenn sich die Löhne zu beschleunigen beginnen, wird die Bank of Japan wahrscheinlich deutlich restriktiver werden“, sagte Vail. Doch danach sieht es nicht aus. Laut der Gewerkschaft für die Metallindustrie vereinbarten die Unternehmen soeben die stärksten Tariferhöhungen seit 2015. Aber im Schnitt betrug das Plus nur 15 Euro monatlich mehr.

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