Jahreswirtschaftsbericht 2024

BIZ ruft Regierungen zum Handeln auf

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist optimistisch, dass es der Weltwirtschaft gelingt, eine weiche Landung hinzulegen. Die Notenbanken müssten jedoch wachsam bleiben. Großen Handlungsbedarf sieht die BIZ bei den Regierungen.

BIZ ruft Regierungen zum Handeln auf

BIZ ruft Regierungen zum Handeln auf

Investitionen und Haushaltskonsolidierung dringend erforderlich – Risiken für die Finanzstabilität

mpi Frankfurt

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist optimistisch, dass es den Notenbanken und der Weltwirtschaft gelingen wird, eine weiche Landung hinzulegen. Damit ist ein Rückgang der Inflation auf die Zielwerte ohne gleichzeitige Rezession gemeint. Die BIZ warnt in ihrem am Sonntag veröffentlichten Jahreswirtschaftsbericht jedoch auch vor den bestehenden Aufwärtsrisiken für die Inflation. „Jetzt ist es nicht an der Zeit, in unserer Wachsamkeit nachzulassen“, mahnt BIZ-Chef Agustín Carstens in einem Gastkommentar für die Börsen-Zeitung.

Die BIZ sieht in der Preisentwicklung von Dienstleistungen und in der expansiven Fiskalpolitik vieler Staaten die größten Risiken für den Rückgang der Inflationsraten auf die Zielwerte der Notenbanken. „Ungezügelte öffentliche Finanzen würden die Rückführung der Inflation erschweren und langfristig die makroökonomische und finanzielle Stabilität gefährden“, heißt es in dem Bericht. Daher rät das auch als Zentralbank der Zentralbanken bekannte Institut nicht nur den Notenbanken, den Kampf gegen die hohe Inflation noch nicht als gewonnen zu betrachten, sondern richtet auch einen Appell an die Regierungen dieser Welt.

Impulse für Privatwirtschaft setzen

„Die Politik muss ein solides makroökonomisches und finanzielles Fundament für die Zukunft schaffen.“ Daher sei eine Haushaltskonsolidierung unumgänglich. Die Zinskosten der hohen Verschuldung würden ansonsten den Spielraum für dringend benötigte Investitionen und Strukturreformen einengen. Die Regierungen müssten mit Investitionen in die grüne Transformation der Wirtschaft, die Bildung und in künstliche Intelligenz (KI) dazu beitragen, dass die Produktivität und damit auch das Wirtschaftswachstum steigt. Zudem sollte die Politik Anreize für die Privatwirtschaft schaffen, damit auch diese stärker in diese Bereiche investiere.

Die derzeit geringe Produktivität ist nicht nur schlecht für das Wirtschaftswachstum, sondern auch hinderlich beim Disinflationsprozess. Auch in den geopolitischen Spannungen macht die BIZ ein Aufwärtsrisiko für die Teuerung aus. „Geopolitische Spannungen stellen ein ständiges Risiko für die Lebensmittel- und Energiepreise sowie die Finanzmärkte dar“, sagte Carstens.

Die BIZ erneuerte zudem ihren Appell an die Regierungen, mit ihrer Fiskalpolitik nicht die Nachfrage zu stimulieren. Dies würde die Inflation wieder anheizen und so die Bemühungen der Notenbanken im Ringen um Preisstabilität konterkarieren.

Risiko für die Finanzstabilität

Zudem führt die BIZ einen weiteren Punkt an, weshalb eine Haushaltskonsolidierung aus ihrer Sicht in vielen Staaten dringend nötig ist: die Finanzstabilität. Derzeit sei das Vertrauen der Finanzmärkte in die Solvenz der Staaten vorhanden. Wenn sich dies jedoch ändern sollte, dann würde das innerhalb kürzester Zeit geschehen. Das liege in der Natur von Finanzkrisen, sagte BIZ-Chefökonom Claudio Borio. Daher sollten die Staaten jetzt konsolidieren und nicht erst, wenn es Zweifel der Investoren an der Zahlungsfähigkeit gibt.

Risiken für die Finanzstabilität könnten auch vom kriselnden Gewerbeimmobiliensektor ausgehen. Deshalb wirft die BIZ in ihrem Bericht einen gesonderten Blick auf diesen Sektor. 12% aller Bankkredite in Deutschland gehen in diesen Bereich. In den USA sind es sogar 18%. Eine Pleitewelle von Betreibern von Gewerbeimmobilien könnte daher Banken hart treffen. Zumal in den USA die Kreditvergabe an diese Branche stärker zunehme als im allgemeinen Durchschnitt.

Derzeit führe der Anstieg von Zahlungsausfällen bei Gewerbeimmobilienkrediten laut BIZ nicht zu finanziellen Turbulenzen. Die Institution blickt jedoch besorgt darauf, dass die Rückstellungen der Banken in den USA nicht in gleichem Maße steigen, wie die Zahlungsausfälle zunehmen. Es sei daher Wachsamkeit bei den Banken und den Aufsichtsbehörden gefordert.


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