BIZ wirbt für digitales Zentralbankgeld
ms Frankfurt
Die Zentralbank der Zentralbanken BIZ plädiert für die Einführung digitalen Zentralbankgelds und sieht das als Beginn einer neuen Ära für das globale Geldsystem. „Digitales Zentralbankgeld ist ein Konzept, dessen Zeit gekommen ist“, heißt es in einem am Mittwoch vorab veröffentlichten Kapitel aus dem jährlichen Wirtschaftsbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), der kommende Woche in Gänze veröffentlicht wird. „Als eine technologisch weiterentwickelte Form von Zentralbankgeld läutet es eine neue Ära für das Geldsystem ein“, sagte Hyun Song Shin, volkswirtschaftlicher Berater und Leiter Wirtschaftsforschung bei der BIZ. Die BIZ plädiert dabei für eine enge Kooperation mit dem Privatsektor und die Verknüpfung mit einer digitalen Identität.
Mit dem Bericht steigt der Druck auf die Zentralbanken weltweit, bei der Einführung digitalen Zentralbankgeldes voranzukommen. Zwar haben sich rund um den Globus viele Notenbanken dem Thema zunehmend geöffnet und ihre Arbeiten intensiviert. Eine flächendeckende Einführung scheint aber noch in weiter Ferne zu liegen, wie auch eine BIZ-Umfrage aus dem Januar gezeigt hat: Demnach bleibt es bei der Mehrheit der Zentralbanken unwahrscheinlich, dass sie in absehbarer Zeit digitale Zentralbankwährungen ausgeben werden (vgl. BZ vom 29. Januar). Hintergrund der Debatten sind nicht zuletzt die Pläne des US-Techgiganten Facebook für eine eigene Digitalwährung. Politiker, Aufseher und Notenbanken sorgen sich auch um das staatliche Geldmonopol.
Nicht zuletzt im Euroraum haben die Diskussionen über und die Arbeiten an einem Digital-Euro in den vergangenen Monaten merklich Fahrt aufgenommen. Die Europäische Zentralbank (EZB) will Mitte Juli über eine Pilotphase entscheiden – als nächsten wichtigen Schritt in Richtung Einführung. Auch die europäische Politik drängt in diese Richtung – auch aus Sorge um die wirtschaftliche Souveränität Europas. Chinas Zentralbank drückt bei dem Thema gehörig aufs Tempo und testet bereits den digitalen Yuan. Bis zur Einführung eines Digital-Euro dürften laut EZB-Aussagen mindestens noch fünf Jahre vergehen.
Laut BIZ gibt es viele Argumente für digitales Zentralbankgeld: So würden immer mehr Zahlungen digital abgewickelt. Zudem wollten private Anbieter eigene Währungen (Stable Coins) herausbringen und große Techfirmen wie Google machten sich bei Zahlungsdiensten und Finanzdienstleistungen breit. Außerdem sei die Öffentlichkeit auch wegen des Booms von Bitcoin für das Thema sensibilisiert. Es gehe darum, digitales Geld zu schaffen, das „fest verankert im grundlegenden Vertrauen in die Zentralbank“ sei, so Shin.
In ihrer Analyse kommt die BIZ zu dem Schluss, dass digitales Zentralbankgeld am besten als Teil eines „zweistufigen Systems“ funktioniere, mit einer engen Zusammenarbeit von Zentralbank und Privatsektor. Während die Zentralbank den „Kern des Systems“ betreibe und dessen Sicherheit und Effizienz gewährleisten würde, sollte der Privatsektor, darunter Banken und Anbieter von Zahlungsdiensten, das Innovationspotenzial des Systems zur Erfüllung von Kundenbedürfnissen nutzen. Auch im Euroraum gibt es Sorgen, ein digitaler Euro könne das Finanzsystem aushöhlen und Einlagen von den Banken abwandern lassen. Die EZB versucht, solche Sorgen zu zerstreuen. Sie erwägt deshalb etwa eine Höchstsumme beim digitalen Euro von 3000 Euro je Bürger.
Datenschutz wichtig
Aus praktischer Sicht ist laut BIZ die vielversprechendste Form ein digitales Zentralbankgeld, das an eine digitale Identität geknüpft ist und nur authentifizierten Teilnehmern Zugang gewährt. „Eine umsichtige Ausgestaltung würde dem Schutz der Teilnehmer vor Missbrauch personenbezogener Daten ebenso Rechnung tragen wie dem Schutz des Zahlungssystems vor Geldwäsche und Finanzkriminalität“, argumentiert die BIZ.
Die Zentralbank der Zentralbanken plädiert zudem für eine enge internationale Zusammenarbeit der Währungshüter. Die BIZ sympathisiert deshalb auch mit einem multiplen System digitaler Zentralbankgelder („multiple Central Bank Digital Currency“, „mCBDC“), an dem viele Zentralbanken teilnehmen könnten.