ZEW-Konjunkturerwartungen

Börsianer wieder optimistischer

Die ZEW-Konjunkturerwartungen springen erstmals seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs wieder auf positives Territorium. Börsianer schieben ihre Rezessionssorgen zwar beiseite, abgesagt ist der Abschwung damit aber nicht.

Börsianer wieder optimistischer

ba Frankfurt

Börsianer schieben zu Jahresbeginn ihre Rezessionssorgen beiseite und blicken so optimistisch auf die deutsche Konjunktur wie seit Februar vergangenen Jahres nicht mehr. Das entsprechende ZEW-Barometer sprang um 40,2 auf 16,9 Punkte und damit so kräftig wie selten seit Beginn der Zeitreihe. Ökonomen hatten zwar den vierten Anstieg in Folge erwartet, im Schnitt allerdings nur mit einem neuen Stand von –15,0 Zählern gerechnet. Sie warnen aber zugleich vor zu großer Euphorie. Die aktuelle Lage indes schätzten die Börsianer zwar besser ein als im Dezember, doch war der Sprung weniger deutlich: Das Barometer kletterte um 2,8 auf −56,8 Punkte.

Auch wenn die Wirtschaft im Schlussquartal stagniert haben dürfte, wie das Statistische Bundesamt aktuell prognostiziert, so ist die erwartete Rezession noch nicht gänzlich abgesagt. Denn die Hauptabnehmer für Waren „made in Germany“, China und die USA, schwächeln, die hohe Inflation belastet die deutschen Konsumenten weiter, die Industrieaufträge brechen ein und in der Baubranche sind bereits deutliche Bremsspuren sichtbar. „Die USA steuern auf eine schwere Rezession zu, China kann das nicht kompensieren und die Eurozone konnte zwar den GAU verhindern, eine rasche Trendwende ist aber nicht in Sicht“, lautet etwa das Fazit der Bantleon-Volkswirte Andreas Busch und Jörg Angelé in dem neuesten Konjunkturausblick des Assetmanagers, der am Dienstag vorgestellt wurde.

Bankvolkswirte erklären den erstmaligen Sprung der ZEW-Konjunkturerwartungen auf positives Terrain seit einem Jahr mit der Erleichterung, dass die zwischenzeitlich prophezeiten Horrorszenarien ausgeblieben sind: Es kam zu keiner Gasmangellage, die Gas- und Strompreise sinken wieder, der Inflationshöhepunkt scheint überschritten und der Lieferkettenstress löst sich zumindest teilweise. Achim Wambach, Präsident des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim, wiederum führt „die günstigere Situation an den Energiemärkten und die Energiepreisbremsen der Bundesregierung“ als Argument ins Feld, warum die 179 befragten Analysten und institutionellen Anleger erstmals seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs wieder mit einer spürbaren Verbesserung der konjunkturellen Lage auf Sicht von sechs Monaten rechnen. Außerdem hätten sich die Exportchancen der deutschen Wirtschaft durch die Aufhebung der Covid-Restriktionen in China verbessert. „Entsprechend haben sich die Ertragserwartungen der exportorientierten und der energieintensiven Sektoren deutlich verbessert“ während die Erwartungen der konsumnahen Branchen von der Aussicht auf eine weiter zurückgehende Inflationsrate profitierten, kommentierte Wambach. Der Industrieverband BDI rechnet für das eben begonnene Jahr mit einem Anstieg der deutschen Exporte um 1% – und damit weniger als die 1,5%, die der globale Handel zulegen dürfte. Ab dem Frühjahr dürfte es zwar konjunkturell aufwärtsgehen, erwartet der BDI, die Wirtschaft im Gesamtjahr aber um 0,3% schrumpfen (siehe Bericht Seite 6). 2022 war die Wirtschaft um 1,9% gewachsen.

Die Erwartungen der vom ZEW befragten Börsianer an die Euro-Konjunktur gleichen den Einschätzungen der hiesigen Wirtschaft: Das Barometer der Konjunkturerwartungen sprang um 40,3 auf 16,7 Punkte. Der Lageindikator legte schwächer um 2,6 auf −54,8 Punkte zu.

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