Zinssenkung wird wahrscheinlicher

Britische Inflation lässt nach

In der Downing Street dürfte man aufatmen: Die Inflation ist unter den Erwartungen geblieben. Das könnte eine Leitzinssenkung ermöglichen.

Britische Inflation lässt nach

Erleichterung in Downing Street

Britische Inflation fällt nicht so hoch aus wie von Volkswirten erwartet

hip London

Die britische Inflation ist im Dezember unter den Markterwartungen geblieben. Das dürfte Erleichterung in der Downing Street ausgelöst haben. Schließlich hatten steigende Renditen britischer Staatsanleihen (Gilts) zuletzt den finanziellen Handlungsspielraum von Schatzkanzlerin Rachel Reeves dahinschmelzen lassen.

Nun gehen viele Volkswirte davon aus, dass die Bank of England den Leitzins im Februar senken wird. Am Finanzmarkt wird dafür eine Wahrscheinlichkeit von 80% eingepreist. Das geldpolitische Komitee wird seine Entscheidung am 6. Februar bekannt geben.

Tulip Siddiq tritt zurück

Entspannung gab es auch an einer anderen Front. City-Ministerin Tulip Siddiq trat zurück. Die Nichte der ehemaligen Premierministerin von Bangladesch Sheik Hasina lebte in einer Immobilie, die ihrer Familie von einem Unterstützer der damaligen Regierungspartei Awami-Liga zugeschanzt worden sein soll. 

Sie habe sich nichts vorzuwerfen, erklärte Siddiq, die ihren Fall an die Ethikkomission des Parlaments weiterleitete. Aber die Debatte lenke von der Arbeit der Regierung ab. Premierminister Keir Starmer sagte, die Tür bleibe offen für Siddiq. Sie habe nicht gegen die Standards für Minister (Ministerial Code) verstoßen, sagte Laurie Magnus, der Starmer in Ethikfragen berät.

Dienstleistungsinflation sinkt

Wie das Statistikamt ONS mitteilte, schwächte sich der Preisauftrieb von 2,6% auf 2,5% ab. Volkswirte waren im Schnitt davon ausgegangen, dass die Teuerungsrate auf 2,6% verharren würde. Aus Sicht der Geldpolitiker der Notenbank dürfte von besonderem Interesse sein, dass die Dienstleistungsinflation von 5,0% auf 4,4% zurückging.

Dahinter standen vor allem schwankungsanfällige Komponenten wie Flugtickets und Hotelzimmer, die sich wesentlich weniger stark verteuerten als ein Jahr zuvor. Rechnet man sie heraus, ergibt sich eine Kernrate der Dienstleistungsinflation von 5,2%. Im Vormonat hatte sie bei 5,3% gelegen. Der Rückgang ist also deutlich weniger ausgeprägt.

Anstieg im Januar erwartet

Allerdings wird am Markt für Januar mit einem Anstieg der Teuerungsrate gerechnet. Zu den Faktoren, die dafür sorgen dürften, gehört die Erhebung von Mehrwertsteuer auf Schulgebühren, höhere Preise für Busfahrten und ein Ende der Schwäche bei schwankungsanfälligen Komponenten wie Flug- und Hotelkosten.

Im weiteren Jahresverlauf dürften sich der höhere Mindestlohn und die gestiegenen Sozialversicherungsbeiträge bemerkbar machen, schrieb der Deutsche-Bank-Volkswirt Sanjay Raja in einer ersten Einschätzung.

Höhere Energiepreise

„Höhere Energiepreise werden auch keine Hilfe sein, auch die höheren Lebensmittelpreise nicht, die sich langsam abzeichnen“, sagte Raja voraus. Doch werde sich der Preisauftrieb im kommenden Jahr etwa auf dem Inflationsziel der Notenbank von 2,0% einpendeln und normalisieren.

Die Anleiherenditen gaben deutlich nach, nicht zuletzt, weil die am Nachmittag bekannt gegebene Kernrate der US-Inflation niedriger als erwartet ausgefallen war. Zehnjährige Gilts rentierten zuletzt mit 4,74%. Das entspricht einem Rückgang von 15 Basispunkten. Damit bewegt sie sich aber immer noch in der Nähe der seit 2008 gesehenen Höchststände.

Starmer wollte bei seiner regelmäßigen Fragestunde im Unterhaus weitere Steuererhöhungen nicht ausschließen.

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