Britische Klimaziele geraten unter Druck
hip London
Die steigenden Lebenshaltungskosten haben in Großbritannien dazu geführt, dass Mitglieder des Kabinetts von Boris Johnson die ambitionierten Klimaziele des Premierministers in Frage stellen. Das Land solle sich nicht so aggressiv Richtung „Net Zero“ bewegen, zitiert der konservative „Telegraph“ einen nicht namentlich genannten Minister. Das von Johnsons Vorgängerin Theresa May in ein Gesetz gegossene Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden, sei eines der ambitioniertesten Ziele der Welt. „Wir haben Gas stigmatisiert und das ist falsch“ sagte der Minister. „Gas muss Teil der Antwort sein.“ Nachdem Klimaschützer gegen die Entwicklung des Cambo-Ölfelds westlich der Shetland-Inseln Sturm liefen und sich die schottische Regionalregierung gegen das Projekt aussprach, gab Shell das Vorhaben auf. Die britischen Unternehmen, die in der Nordsee Öl und Gas fördern, investierten bereits 2020 so wenig wie zuletzt im Jahr 1973. Vergangenen Monat schloss sich eine Reihe von Abgeordneten zu einer Gruppe zusammen, die Johnsons Klimapolitik auf den Prüfstand stellen will. Ihr gehört neben dem prominenten Brexiteer Steve Baker auch die ehemalige Wohnungsbauministerin Esther McVey an. Der Regulierer Ofgem hatte zuletzt den Preisdeckel für die Energierechnungen privater Haushalte um 54 % angehoben. „Die Lebenshaltungskosten sollten Priorität haben“, wird ein anderer Minister im „Telegraph“ zitiert. „2050 ist noch lange hin. Und unser Gas ist für die Übergangszeit bis dahin ein wertvoller Brennstoff.“ Mindestens zwei weitere Kabinettsmitglieder teilen angeblich diese Ansichten. Schatzkanzler Rishi Sunak hatte zuletzt betont, dass Nordseegas während des Übergangs eine wichtige Rolle spielen wird. „Wir haben Ressourcen in der Nordsee und wir wollen Investitionen dort ermutigen“, sagte er vor Journalisten in der Downing Street.