Großbritannien

Britische Neuverschuldung niedriger als erwartet

Großbritannien hat im laufenden Jahr weniger Schulden gemacht als angenommen. Doch stiegen die Zinskosten der Staatsverschuldung im vergangenen Monat auf den bislang höchsten Wert in einem Februar.

Britische Neuverschuldung niedriger als erwartet

hip London

Die britische Regierung hat im laufenden Finanzjahr deutlich weniger Schulden gemacht als angenommen. Das lässt Schatzkanzler Rishi Sunak etwas Spielraum, die Auswirkungen der steigenden Energiepreise auf den Lebensstandard abzumildern, wenn er am Mittwoch seinen Haushaltsentwurf vorstellt – etwa durch eine Senkung der Kraftstoffsteuer. Wie das Statistikamt ONS mitteilt, erreichte die öffentliche Neuverschuldung in den ersten elf Monaten des Finanzjahres 2021/22 nicht einmal die Hälfte des Vorjahreswerts. Mit 138,4 (i.V. 317,8) Mrd. Pfund lag sie um fast 26 Mrd. Pfund niedriger, als die unabhängigen Haushaltshüter vom Office for Budget Responsibility (OBR) erwartet hatten. Der Arbeitsmarkt erholte sich schneller von der Pandemie, als sie auf der Rechnung hatten. Zudem fielen die Steuereinnahmen höher aus.

Allerdings stiegen die Zinskosten der Staatsschulden im vergangenen Monat auf 8,2 (5,4) Mrd. Pfund. Das war der höchste Wert, der je in einem Februar erreicht wurde. Darin spiegelt sich der starke Preisauftrieb wider. Inflationsindexierte britische Staatsanleihen (Gilts) richten sich nach dem Einzelhandelspreisindex. Im Januar lag er bei 7,8 %. Mit einem Anstieg auf mehr als 10 % wird für den weiteren Jahresverlauf ge­rechnet. Das dürfte die Zinszahlungen für die inflationsgeschützten Gilts im Volumen von mehr als 500 Mrd. Pfund weiter nach oben treiben. „Das wird die jährlichen Zinskosten erstmals auf mehr als 100 Mrd. Pfund nach oben drücken“, schreibt Simon French, der Chefvolkswirt von Panmure Gordon. Zudem werde das OBR am Mittwoch wohl seine Wachstumsprognosen für 2022 und 2023 senken – noch ein Grund für Sunak, Zurückhaltung zu üben, argumentiert French.