Inflation

Britische Teuerungsrate zieht im Februar an

Lebensmittel waren im Februar einer der Preistreiber, die dafür sorgten, dass die Inflation in Großbritannien auf 10,4% gestiegen ist. Ein weiterer Zinsschritt der Bank of England wird dadurch wahrscheinlicher.

Britische Teuerungsrate zieht im Februar an

hip London

Anders als weithin erwartet ist die britische Teuerungsrate im Februar nicht weiter zurückgegangen, sondern deutlich höher ausgefallen als im Januar. Der unerwartete Anstieg stürzt die Geldpolitiker der Bank of England in ein Dilemma. „Nach den Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten der vergangenen Wochen sind die Zinserwartungen mit den Märkten nach unten gegangen“, sagte Daniel Mahoney, der für Großbritannien zuständige Volkswirt bei Handelsbanken. Man sei an den Märkten uneins, ob das geldpolitische Komitee der Notenbank (Monetary Policy Committee, MPC) am Donnerstag eine Erhöhung des Leitzinses um weitere 25 Basispunkte bekannt ge­ben oder den Ball flach halten werde. Mahoney hält ein Festhalten am Status quo für wahrscheinlicher.

Wie das britische Statistikamt ONS mitteilte, belief sich der Preisauftrieb zum Vormonat auf 1,1% und war damit dem Volkswirt Fabrice Montagne zufolge so stark wie in noch keinem anderen Februar seit Beginn der Erhebungen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat belief sich die Inflation auf 10,4%. Volkswirte hatten im Schnitt lediglich 9,9% auf der Rechnung – wie die Bank of England in ihrem jüngsten Inflationsbericht. Im Januar hatte der Preisauftrieb noch bei 10,1% gelegen. Wesentliche Treiber waren Restaurant- und Café-Besuche, Lebensmittel und Kleidung. Auch die auf Lieferschwierigkeiten der Erzeugerländer in Südeuropa und Nordafrika zurückgehende Knappheit bestimmter Gemüsearten trug ihren Teil dazu bei.

Lebensmittel als Preistreiber

„Auch wenn ein paar MPC-Mitglieder vielleicht damit argumentieren könnten, dass die Lebensmittelpreise für die Geldpolitik keine große Rolle spielen, legen die Werte für die Dienstleistungs- und Kerninflation nahe, dass es um mehr als eine Tomatenknappheit geht“, schrieb die HSBC-Volkswirtin Elizabeth Martins in einer ersten Einschätzung. Die Kerninflation stieg von 5,8% auf 6,2%. Ökonomen hatten im Schnitt einen Rückgang auf 5,7% angesetzt. Lebensmittel verteuerten sich um 18,3% – so sehr wie seit 1977 nicht mehr. Der erneute Anstieg der Teuerungsrate ist auch für die Regierung ein Problem. Schließlich hatte Premierminister Rishi Sunak die Halbierung der Inflation zu einem der Ziele erklärt, an denen er sich von den Wählern messen lassen will. Schatzkanzler Jeremy Hunt äußerte sich wiederholt in diese Richtung.

Am Vortag hatten die Daten zur öffentlichen Neuverschuldung ge­zeigt, dass sich der finanzielle Spielraum der Regierung in engen Grenzen hält. Im Februar belief sie sich auf 16,7 Mrd. Pfund. Das ist mehr als das Doppelte des Vorjahreswerts von 7,1 Mrd. Pfund. Volkswirte hatten im Schnitt lediglich 11 Mrd. Pfund angesetzt. Die Neuverschuldung wurde in erster Linie durch die Deckelung der Energierechnungen der privaten Haushalte nach oben getrieben. Für das im April endende Fiskaljahr liegt die Neuverschuldung damit immer noch um 20 Mrd. Pfund unter dem von den unabhängigen Haushaltshütern des Office for Budget­ Responsibility erwarteten Wert.