Konjunktur

Britische Wirtschaft nimmt Fahrt auf

Die Zeichen für eine schnelle Erholung der britischen Wirtschaft von der Coronakrise verdichten sich. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ist im April auf den höchsten Stand seit Juli 1994 geklettert. Wie der...

Britische Wirtschaft nimmt Fahrt auf

Die Zeichen für eine schnelle Erholung der britischen Wirtschaft von der Coronakrise verdichten sich. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ist im April auf den höchsten Stand seit Juli 1994 geklettert. Wie der Finanzdatenanbieter IHS Markit mitteilt, stieg er von 58,9 Punkten im März auf 60,9 und lag damit noch über dem Ergebnis einer Blitzumfrage, die einen Wert von 60,7 ergeben hatte. Verzögerungen in der Beschaffungskette und Knappheit von Rohstoffen und Komponenten machen der Branche zu schaffen und lassen die Kosten steigen. Die Zuversicht, was die weitere Entwicklung angeht, befindet sich gleichwohl auf dem höchsten Stand seit sieben Jahren. „Die weitere Lockerung der Covid-19-Restriktionen im In- und Ausland hat bei den britischen Fabriken erneut zu einem ausgesprochenen Wachstumsspurt geführt“, sagte Rob Dobson, Direktor bei IHS Markit. Zwei Drittel der Betriebe erwarteten, dass ihr Output in zwölf Monaten höher liegen werde als derzeit.

Nun trägt die Industrie gerade einmal ein Zehntel zur britischen Wirtschaftsleistung bei. Doch auch anderenorts wächst der Optimismus. Im März wurden der Bank of England zufolge netto für 11,8 Mrd. Pfund Wohnimmobilienkredite vergeben. Damit wurde der vor der Finanzkrise erreichte bisherige Spitzenwert übertroffen. Ein Teil davon lässt sich dadurch erklären, dass die Aussetzung der Stempelsteuer ursprünglich Ende März auslaufen sollte. Viele Immobilienkäufer wollten vor Ablauf dieser Frist zum Abschluss kommen. Doch sie wurde bis Ende Juni verlängert. Daten vom Häusermarkt zufolge hält die starke Nachfrage trotz steigender Preise an. Das Tempo, in dem die Briten ihre Schulden tilgen, ging unterdessen im März zurück. Es wurden 500 Mill. Pfund Schulden abbezahlt, der niedrigste Wert seit Oktober.

Die jüngsten Kreditkartendaten von Barclays zeigen, dass der Einzelhandel nach Lockerung der Ausgangsbeschränkungen schnell wieder in Schwung gekommen ist, insbesondere der Textil- und Schuhhandel, wo das Aktivitätsniveau deutlich über den für diese Jahreszeit üblichen Werten lag. Pubs und Restaurants erfreuten sich großen Zuspruchs, allerdings verfügen die meisten über keine bewirtschaftbaren Außenflächen und konnten deshalb noch nicht wieder öffnen. Zudem besorgten sich Verbraucher nun offline, was sie zuvor online bestellten. Sie kauften weniger Lebensmittel und aßen häufiger auswärts. Das Tempo der Erholung habe sich zuletzt verlangsamt, was darauf hindeute, dass sie nicht ganz nachhaltig sei, heißt es in der Auswertung der Daten durch die britische Großbank­. Allerdings dürfte die weitere­ Öffnung der Gesellschaft in den kommenden Wochen die wirtschaftliche Aktivität unterstützen. Am 17. Mai sollen Pubs und Restaurants auch wieder Gäste in Innenräumen bewirten dürfen. Urlaubsreisen werden wieder erlaubt. Premierminister Boris Johnson stellte für den 21. Juni das Ende der restlichen Covid-19-Restriktionen in Aussicht.

Die Bank of England wird am Donnerstag nach Ansicht vieler Volkswirte trotz der sich abzeichnenden Erholung den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,1% belassen und auch ihr Ziel von 895 Mrd. Pfund für das Quantitative Easing nicht antasten. Allerdings dürfte die Notenbank ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr deutlich anheben. Bislang hatte sie bei 5% gelegen. Der Deutsche-Bank-Volkswirt Sanjay Raja rechnet mit einer Erhöhung auf um die 7%.

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