Studie

Bundesbank sieht Zukunft des Bargelds in Gefahr

Eine Studie der Bundesbank legt nahe, dass die Akzeptanz von Bargeld als Zahlungsmittel in Deutschland bereits im kommenden Jahrzehnt nicht mehr gewährleistet sein könnte. Die Bundesbank will und muss das verhindern.

Bundesbank sieht Zukunft des Bargelds in Gefahr

Bundesbank sieht Zukunft des Bargelds in Gefahr

mpi Frankfurt

Die Akzeptanz von Bargeld als Zahlungsmittel könnte bereits im kommenden Jahrzehnt in Deutschland nicht mehr gewährleistet sein. Zu diesem Schluss kommt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie der Bundesbank. Für diese wurden auf Basis verschiedener Methoden der sogenannten Strategischen Vorausschau drei Szenarien aufgestellt, wie die das Zahlungsverhalten der Deutschen im Jahr 2037 aussehen könnte.

In zwei der drei Szenarien ist der Zugang zu Bargeld und die Akzeptanz dessen als Zahlungsmittel nicht voll gewährleistet. Im ersten Szenario führt eine starke Digitalisierung dazu, dass ein Großteil der Bevölkerung digitale Zahlungsmethoden bevorzugt. Dadurch lohnt sich für Banken der Betrieb von Geldautomaten immer weniger. Auch der Handel bietet die Möglichkeit in Bar zu bezahlen wegen hoher Kosten seltener an. In der Folge wird es für den Teil der Bevölkerung, der Bargeld benutzen will, immer schwieriger, damit zu bezahlen.

Künftige Bargeldakzeptanz nicht sicher

Im zweiten Szenario unterscheidet sich die bevorzugte Zahlmethode stark je nach sozialem Milieu. Menschen, die dem Staat oder Konzernen wie Visa und Mastercard skeptisch gegenüberstehen, zahlen lieber bar. Leute, die die Digitalisierung als positive Entwicklung betrachten, zahlen bevorzugt unbar. Zudem führen hohe Kosten der Bargeldnutzung im Handel dazu, dass dieser bevorzugt unbare Zahlungsmittel annimmt.

Nur im dritten Szenario kann sich das Bargeld wirklich behaupten. In diesem sinkt die Nutzung des Bargelds erst, ehe sich die Bevölkerung in den 2030er Jahren auf die Vorteile von Bargeld rückbesinnt. Zu diesen zählen etwa die Anonymität beim Bezahlen oder die Unabhängigkeit von technischen Systemen.

Bevölkerung will Wahlfreiheit

Auch wenn die drei Szenarien keine Prognosen sind, sondern lediglich mögliche Entwicklungen, lassen sich laut der Bundesbank daraus einige Schlüsse ziehen. „Die Studie zeigt, dass der Erhalt und die breite Verwendung des Bargelds keine Selbstläufer sind“, sagt Bundesbank-Vorstandsmitglied Burkhard Balz. In allen drei Szenarien sinkt die Bedeutung des Bargelds, wenn auch in sehr unterschiedlichem Maße.

Zwar verschwindet das Bargeld in keinem der Varianten, doch ist die Nutzung dessen in zwei der drei Fälle so unpraktisch, dass die Wahlfreiheit beim Zahlungsmittel nicht mehr richtig gegeben ist. Dabei wünschen sich gemäß einer Befragung, die im Rahmen der Studie durchgeführt wurde, 93% der Menschen, dass sie auch in Zukunft die Freiheit haben, ob sie bar oder unbar bezahlen.

Bundesbank startet „Nationales Bargeldforum“

Diese Wahlfreiheit auch in Zukunft zu gewährleisten, ist die gesetzliche Aufgabe der Bundesbank. Alle Akteure des Bargeldkreislaufs und die Politik müssten handeln, um diesem Wunsch nach Wahlfreiheit im Zahlungsverkehr gerecht zu werden, erklärte Balz. Daher startet die Bundesbank ab Februar mit dem „Nationalen Bargeldforum“ ein neues Format, in dem alle Akteure gemeinsam darüber sprechen, wie die flächendeckende Akzeptanz von Bargeld auch künftig sichergestellt ist.

Einführung des digitalen Euros

Alle drei Szenarien der Bundesbank-Studie haben eine Gemeinsamkeit. Um die Dekadenwende wird der digitale Euro eingeführt. Dieser ist weiterhin formal nicht beschlossen, doch seine Einführung gilt als sehr wahrscheinlich. Balz erwartet, dass etwa Ende 2028 bis Anfang 2029 zum ersten Mal auch mit dem digitalen Euro bezahlt werden kann. Diese soll jedoch eine Ergänzung sein und kein Ersatz für Bargeld. Dies betont auch die Europäische Zentralbank immer wieder.