PBOC

China deutet monetären Impuls an

Seitens des Staatsrates heißt es, man werde zu „angemessener Zeit“ geldpolitische Instrumente einsetzen, um der Wirtschaft neue Impulse zu verleihen.

China deutet monetären Impuls an

nh Schanghai

In China nehmen Spekulationen über einen baldigen Zinssenkungsschritt der People’s Bank of China (PBOC) zu. Die Regierung betonte gestern die Notwendigkeit von Konjunkturanregungsmaßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft und versprach erneut eine monetäre Unterstützung durch den Einsatz geldpolitischer Instrumente. Entsprechende Statements erfolgten im Nachgang zu einer Sitzung des chinesischen Staatsrats. An der Börse fand dies allerdings keinen positiven Niederschlag. Die Leitindizes in Hongkong und Schanghai gaben um rund 1% nach.

Die Marktteilnehmer befinden sich bereits seit Wochen in einer von regierungsseitigen Erklärungen im­mer wieder neu angefachten Stimulierungsdiskussion, mit bislang allerdings enttäuschten Hoffnungen zu konsequenten fiskalischen oder monetären Impulsen. Seitens des Staatsrates heißt es nun, man werde zu „angemessener Zeit“ geldpolitische Instrumente einsetzen, um der Wirtschaft neue Impulse zu verleihen. Dabei wird auf konjunkturelle Risikofaktoren verwiesen, die sich zuletzt „intensiviert“ und damit in mancherlei Hinsicht die Erwartungen übertroffen hätten.

Mit diesen Formulierungen nimmt Peking indirekten Bezug auf die beiden wesentlichen Belastungsfaktoren: Das ist der Krieg in der Ukraine und die seit Mitte März stark beschleunigte Corona-Ausbreitung in chinesischen Ballungsgebieten. Dieser versucht die Regierung mit immer drastischeren Lockdown-Maßnahmen insbesondere in der Wirtschaftsmetropole Schanghai und der für die Getreideproduktion wichtigen Provinz Jilin beizukommen. Dabei muss sie feststellen, dass die Restriktionen mehr und mehr landesweit negativ auf die Wirtschaftsaktivität ausstrahlen.

Der am Mittwoch verbreitete private Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe weist für März einen dramatischen Einbruch von 50,2 auf 42 Punkte aus, während die Prognosen nur auf eine geringfügige Eintrübung hingedeutet hatten. Noch tiefer stand dieses Stimmungsbarometer überhaupt nur einmal, nämlich im Februar 2020, als der weltweit erste massive Corona-Ausbruch in der Großstadt Wuhan einen landesweiten Lockdown auslöste.

Zweifelhafte Wirkung

Peking steht nun vor der misslichen Situation, dass die augenscheinlichen Schwungverluste Rufe nach Stimulierungsmaßnahmen laut werden lassen, die für sich genommen wenig zur Lösung der akuten Probleme beitragen können. Daraus dürfte sich auch die vorsichtige Formulierung der geldpolitischen Unterstützung zu angemessener Zeit erklären. Sicherlich könnte die PBOC mit einer Rücknahme ihrer wichtigsten geldpolitischen Steuersätze die Kreditnachfrage anregen oder mit einer weiteren Senkung der Mindestreservesätze mehr Liquiditätsspielräume schaffen. Allerdings trägt diese Form der monetären Unterstützung wenig dazu bei, die aus den Lockdown-Maßnahmen und dem vom Ukraine-Krieg angeheizten Rohstoffpreisanstieg resultierende Bedrohung für kleine und mittlere Unternehmen zu lindern oder gar aus der Welt zu schaffen.

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