China-Konjunktur

China erreicht Wachstumsziel erst im Endspurt

Chinas Wirtschaft hat im vierten Quartal einen Zahn zugelegt. Damit kann das Wachstumsziel für 2024 doch noch genau erfüllt werden.

China erreicht Wachstumsziel erst im Endspurt

China erreicht sein Wachstumsziel erst im Endspurt

BIP zieht im 4. Quartal überraschend kräftig um 5,4% an – Exportwirtschaft als Treiber – Konsum hinkt noch zurück

nh Schanghai

Mit einem unerwartet deutlichen Wachstumsschub im vierten Quartal erreicht die chinesische Wirtschaft doch noch das von der Regierung gesetzte offizielle Fünf-Prozent-Wachstumsziel für 2024. Der am Freitag in Peking veröffentlichte Datenkranz weist für das Dezemberquartal einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 5,4% zum Vorjahr aus. Nach zuvor 4,8% Wachstum in den ersten drei Quartalen reicht das aus, um für das Gesamtjahr auf 5% Wachstum zu kommen.

Prognose übertroffen

Die Konsensschätzung der Analysten hatte für das vierte Quartal im Median einen BIP-Zuwachs von 5% vorweggenommen, was für das Gesamtjahr einen Wert von höchstens 4,9% erwarten ließ. Seitens der Staatsführung ließ man allerdings bereits seit November wissen, dass die Zielmarke nach einer Reihe von Stimulierungsmaßnahmen erfüllt werde.

Laue Reaktion an der Börse

An Chinas Finanzmärkten, die sich insbesondere in den letzten Wochen von heftiger Konjunkturskepsis geprägt zeigten, machte die Botschaft der überraschenden BIP-Steigerung zunächst wenig Eindruck. Der Leitindex für die Festlandbörsen CSI 300 legte am Freitag um 0,3% zu, während der Hang Seng Index in Hongkong um 0,2% vorankam.

Ungleichgewichtiges Wachstum

Seitens des Statistikbüros betonte ein Sprecher, dass sich die Konjunktur auf einem stetigen Kurs befinde. Allerdings sei die Entwicklung der Binnennachfrage weiterhin „ungenügend“ und man sehe bei Unternehmen einige Schwierigkeiten auf Produktionsebene. Analysten verweisen darauf, dass Chinas Wirtschaft auch im zweiten vollen Jahr seit dem Ende der Corona-Pandemie von einem höchst ungleichgewichtigem Wachstum mit kräftigen Exporten und robuster Industrieproduktion bei weiter schwachem Konsum geprägt ist.

Konsumanregung im Fokus

Die chinesische Regierung ist im Sommer und Herbst auf einen aktiveren Stimulierungskurs eingeschwenkt. Neben monetären Lockerungsmaßnahmen und der umfangreichen Begebung von Sonderanleihen zur Finanzierung von Projekten auf Lokalregierungsebene wurden auch Konsumanregungsmaßnahmen eingeleitet. Mit Umtauschprogrammen, Subventionsleistungen und Abwrackprämien konnte die Nachfrage nach Elektroautos, Haushaltsgeräten und Konsumelektronik zum Teil stark belebt werden. Dies trägt allerdings noch relativ wenig zu einer allgemeinen Konsumstärkung bei. Dabei behindert ein latentes Deflationsproblem mit einem Verbraucherpreisanstieg von noch 0,1% im Dezember und lediglich 0,2% über das Jahr 2024 hinweg.

Stramme Produktion

Die am Freitag parallel verbreiteten monatlichen Wirtschaftsleistungsdaten spiegeln die Diskrepanz bei den Wachstumstreibern wider. Die Industrieproduktion zog im Dezember um 6,2% gegenüber dem Vorjahresmonat an, was den höchsten Wert seit April bedeutet. Sie erreicht auch für das Gesamtjahr mit 5,8% ein robustes Niveau. Beim Konsum hingegen liegt man weit unter der vor der Pandemie gewohnten Dynamik. Im Dezember stiegen die Einzelhandelsumsätze um 3,7%, über 2024 erreicht man ein für chinesische Verhältnisse mageres Plus von 3,5%.

Um bei den Anlageinvestitionen auf Kurs zu bleiben, waren massive Steigerungen von öffentlichen Infrastrukturprojekten notwendig. Es gilt, den starken Rückgang der Investitionen im problematischen Immobiliensektor zu kompensieren. Insgesamt stieg das sogenannte Fixed Asset Investment im Jahr 2024 um 3,2%. Die überwiegend aus privaten Quellen stammende immobilienbezogenen Investitionen schrumpften 2024 jedoch nochmals um 10,6%.

Wackliger Immobilienmarkt

Die von Peking bereits im vergangenen Jahr avisierte breite Erholung des Wohnungsmarktes lässt weiter auf sich warten. Finanzierungsprogramme zum Abbau des gewaltigen Inventarüberhangs unverkaufter Apartments reichen bei weitem nicht aus, um die Klemme zu lösen. Die mit der Reduzierung von Hypothekenzinsen und dem Wegfall von Restriktionen in führenden Großstädten verbundene Stimulierungsoffensive vom Herbst sorgt für eine partielle Wiederanregung der Wohnungskäufe in den Metropolen. Sie wirkt sich aber in der Breite noch wenig aus.

Gelinderter Preisrückgang

Die neuen Monatsdaten zeigen eine leichte Nivellierung bei den Neuwohnungspreisen. Sie glitten zuletzt noch um 0,31% nach zuvor 0,35% gegenüber Vormonat ab. Auch auf Jahresbasis gerechnet lindert sich der Preisrückgang mit zuletzt -5,73% für Neuwohnungen und -8,5% bei Gebrauchtimmobilien etwas.


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