Konjunktur

China kriegt die Erzeugerpreise nicht in den Griff

Die Erzeugerpreise steigen weiter. Das trifft insbesondere kleine und mittlere Betriebe. Die Regierung fürchtet eine sich abschwächende Erholung.

China kriegt die Erzeugerpreise nicht in den Griff

nh Schanghai

Jüngste Wirtschaftsdaten aus China scheinen geeignet, den Sorgenkatalog der Pekinger Wirtschaftsplaner und Konjunkturlenker zu erweitern. Die am Montag vom Statistikbüro verbreiteten Preisdaten für den Monat Juli zeigen, dass das Problem einer überbordenden Erzeugerpreisinflation entgegen den Erwartungen noch weiter verschärft worden ist. Im Juli kletterte der Produzentenpreisindex um 9% gegenüber dem Vorjahresmonat, nachdem zuvor im Juni 8,8% zu Buche gestanden hatten. Bei den Analysten war man von einer graduellen Einebnung der vor allem rohstoffseitig angetriebenen Erzeugerpreisinflation aus­gegangen.

Die Produzentenpreissteigerung gilt insbesondere bei kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) als Belastung, da sie höhere Kosten auf der Inputseite bei dem angespannten Konsumklima nur bedingt an die Verbraucher weitergeben können. Seitens der Regierung hatte man in den vergangenen Wochen bereits auf die Problematik reagiert und will unter anderem mit einer Mindestreservesatzsenkung auf die Kreditspielräume im KMU-Sektor Einfluss nehmen.

Lieferketten als Bremsfaktor

In Peking wachsen die Befürchtungen, dass der Konjunkturauftrieb im Nachgang zu Corona-Rückschlägen wieder an Schwung verliert, weil das verarbeitende Gewerbe unter den hohen Rohstoffpreisen und Engpässen bei globalen Lieferketten in einigen Sektoren leidet.

Letzteres könnte sich auch als Bremsfaktor für Chinas Exportindustrie erweisen. So haben die Juli-Außenhandelsdaten mit einem Anstieg der Exporte um 19% gegenüber dem Vorjahresmonat eher enttäuscht. Im Juni lag die Zuwachsrate noch bei über 32%. Dabei spielen zum einen nachlassende Basiseffekte im Zusammenhang mit der Corona-Delle vom Vorjahr eine Rolle, es sind aber auch Bremseffekte im Zusammenhang mit Logistikengpässen und erhöhten Rohstoff- und Frachtkosten spürbar. Was wiederum die Verbraucherpreisentwicklung angeht, zeigt sich nach wie vor, dass Chinas Konsumkräfte der weitgehenden Erholung des Industriesektors von der Corona-Pandemie noch hinterherhinken.

So ist der chinesische Konsumpreisindex im Juli nur um 1% gegenüber dem Vorjahresmonat vorangekommen und hat sich nach 1,1% im Juni weiter abgeschwächt. Dabei waren vor allem die Lebensmittelpreise ausschlaggebend. Sie fielen im Juli überraschend deutlich um 3,7%, während die (um Lebensmittel- und Energiepreise bereinigte) sogenannte Kerninflationsrate von 1 auf 1,3% anzog. Damit liegt man weiter deutlich hinter der offiziellen Zielmarke für den Verbraucherpreisanstieg im Jahr 2021 von 3% zurück.

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