Geldpolitik

China lockert Kreditzinsen

Im Einklang mit dem Refinanzierungssatz der Zentralbank sinkt die Loan Prime Rate leicht. Marktteilnehmer werten eine weitere Zinsgeste als wichtiges Signal am Immobilienmarkt.

China lockert Kreditzinsen

nh Schanghai

Chinas Zentralbank unterstreicht ihre wachsende Bereitschaft zur Konjunkturunterstützung mit geldpolitischen Mitteln durch eine neuerliche leichte Senkung des Referenzzinssatzes für Neukreditvergaben der Geschäftsbanken. Wie die Notenbank am Donnerstag bekannt gab, sinkt die sogenannte Loan Prime Rate (LPR) in der einjährigen Frist um 10 Basispunkte (BP) auf 3,7%. Im vergangenen Monat war diese Orientierungsmarke für Unternehmenskredite bereits geringfügig um 5 BP nach unten geschleust worden. Davor hatte sie zwischen April 2020 und Dezember 2021 trotz sukzessiver Eintrübung der chinesischen Konjunkturlage unverändert bei 3,85% verharrt.

Die Loan Prime Rate gilt seit ihrer Einführung im Herbst 2019 als De-facto-Benchmark für Unternehmenskreditkosten. Sie wird zu jedem 20. eines Monats im Kreis von 18 chinesischen Großbanken als Renditeaufschlag auf den Refinanzierungssatz der Zentralbank für einjährige Gelder im Rahmen der Medium-Term Loan Facility (MLF) bestimmt. Trotz des „marktgesteuerten“ Zinsfixings bleibt die Zentralbank Herrin des Verfahrens und sorgt dafür, dass sich die LPR und der MLF-Zins praktisch nur im Tandem bewegen.

Da die PBOC bereits am Montag eine Senkung der von ihr direkt verantworteten MLF-Rate um 10 BP von 2,95 auf 2,85% veranlasst hatte, galt die Anpassung der LPR in der einjährigen Frist gewissermaßen als Formsache. Darüber hinaus wurden die Banken dazu bewegt, erstmals seit April 2020 auch wieder die für Hypothekenkreditvergaben richtungsweisende LPR in der fünfjährigen Laufzeit zu senken. Hier beschränkte man sich allerdings auf eine Rücknahme um 5 BP auf 4,6%. Auch wenn die minimale Konditionenveränderung bei Hypothekendarlehen keine nennenswerten Auswirkungen auf die Nachfrage im Realkreditgeschäft haben dürfte, wird dem Schritt eine wichtige symbolische Bedeutung beigemessen.

Marktteilnehmer werten die Zinsgeste als Signal für die Bereitschaft der Regierung, Restriktionen zur Eindämmung von preistreibenden spekulativen Wohnungskäufen zu lockern und auch den Finanzierungszugang der von einer ernsten Verschuldungskrise bedrängten Immobilienentwickler zu erleichtern. Das wiederum weckt Hoffnungen im Markt, dass Peking das Problem einer in den letzten Monaten scharf abgebremsten Wohnungsverkaufsaktivität bei gleichzeitiger Investitions­zurückhaltung offensiver angehen wird. Eine Erholung des chinesischen Immobilienmarktes in diesem Jahr gilt als ein entscheidender Faktor für eine Stabilisierung der Konjunkturkräfte. Chinas Wirtschaftswachstum war zuletzt im vierten Quartal auf 4% gesunken und soll im neuen Jahr durch fiskalische und monetäre Impulse wieder angekurbelt werden.