China-Ökonomen halten Daumen nach unten
nh Schanghai
Bei Ökonomen sieht man wachsenden Pessimismus zu den Erholungsperspektiven der vor allem von ausufernden Corona-Restriktionen stark abgebremsten chinesischen Wirtschaft. Nachdem die Wachstumsprognosen für das laufende Jahr immer weiter in den Keller gegangen sind und im Mittel nur noch einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,4% vorhersagen, werden nun auch die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr zurückgeschraubt. Die China-Experten der US-Investmentbank Goldman Sachs haben jetzt die Prognose für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 von bislang 5,3% auf nunmehr 4,5% stark revidiert.
Fehlendes Vertrauen
Die pessimistischere Einschätzung fußt in erster Linie auf der Beobachtung, dass die politischen Entwicklungen in China eine bislang für Anfang des kommenden Jahres erwartete signifikante Lockerung der Corona-Restriktionen eher unwahrscheinlich machen. In dem neuen Researchbericht heißt es, die sogenannte Corona-Nulltoleranzpolitik werde aller Voraussicht nach erst in der zweiten Jahreshälfte 2023 so weit zurückgefahren, dass die aus harten Lockdown-Maßnahmen und starken Mobilitätseinschränkungen erwachsenden Wirtschaftsschäden keine wesentliche Wachstumsbremse darstellen. Dabei geht es nicht nur um Rückschläge, die aus Produktionsausfällen und Geschäftsschließungen entstehen, sondern auch das von der Vorwegnahme möglicher neuer Lockdowns geprägte Konsum- und Investitionsvertrauen.
Zu einer ähnlichen Sichtweise gelangen auch die für eine skeptische Einstellung zu Chinas Konjunkturperspektiven bekannten Analysten der japanischen Investmentbank Nomura. Dort hat man die Wachstumsprognose für das Jahr 2023 nun ebenfalls um 0,8 Prozentpunkte von 5,1 auf 4,3% gesenkt. In einer weiteren am Freitag veröffentlichten Researchnotiz der französischen Großbank Société Générale wird ebenfalls von einem pessimistischeren Ausblick im Zusammenhang mit der chinesischen Coronapolitik gesprochen und eine Wachstumsrate für 2023 von weniger als 5% prognostiziert.
Die jüngste Bloomberg-Umfrage bei China-Analysten weist als Median-Konsensschätzung für 2023 noch einen Anstieg des BIP von 5,1 nach zuvor 5,2% aus. Dabei sorgen die in der Regel optimistischer ausfallenden Wachstumsprognosen der bei staatlichen Banken und Thinktanks beschäftigten heimischen Experten für einen höheren Durchschnittswert.
Für das laufende Jahr zeigt die neue Konsensschätzung von Bloomberg nun einen Medianwert bei 3,4% an, nach zuvor 3,5%. Auch hier zeigen sich Analysten bei westlichen Researchhäusern weniger zuversichtlich gestimmt. Goldman Sachs etwa rechnet mit einem Wachstum von noch 3%, Nomura erwartet nur noch etwa 2,5%. Die französische Axa Investment Managers wiederum landet jetzt nur noch bei 3% nach zuvor 3,6% und begründet dies mit einem wieder nachlassenden Schwung, der aus neuen Corona-Restriktionen im September, darunter dem dreiwöchigen harten Lockdown der 20-Millionen-Stadt Chengdu, resultiert.