China und die USA geben der Exportindustrie neuen Schub
Exporteure schöpfen Hoffnung
Mehr Aufträge vor allem aus den USA und China heben die Stimmung in den Unternehmen
lz Frankfurt
Die vom Ifo-Institut in einer Umfrage ermittelten „Exporterwartungen“ der deutschen Industrie sind zum zweiten Mal in Folge angestiegen. Für die betreffenden Branchen ein erstes Signal für eine Konjunkturwende. Die Binnenwirtschaft aber liegt weiter darnieder. Vor allem beim Bau geht es weiter abwärts.
Während der deutsche Binnenmarkt aus konjunkturellen, strukturellen und politischen Gründen weiterhin darbt, scheint der Export langsam wieder in Gang zu kommen: Die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hat sich im März merklich aufgehellt, meldet das Ifo-Institut auf der Basis seiner Konjunkturumfragen. Das Barometer für die Exporterwartungen legte von minus 6,6 Zählern auf minus 1,4 Punkte zu. Die Branche schrumpft also zunächst weiter. Das ist aber der zweite Anstieg in Folge und der höchste Wert seit Mai 2023. „Der Welthandel dürfte in den kommenden Monaten anziehen“, kommentierte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, die Entwicklung. „Die deutsche Exportwirtschaft hofft davon zu profitieren.“
Deutlich mehr Branchen als im Vormonat erwarten den Angaben zufolge Zuwächse bei den Exporten. „Insbesondere die Nahrungsmittelproduzenten und die Getränkehersteller gehen davon aus, dass ihre Exportumsätze steigen“, hieß es. Auch im Automobilsektor habe sich die Stimmung ins Positive gedreht.
Besserung in der Autoindustrie
Sogar die chemische Industrie blicke im März wieder optimistisch in die Zukunft. Das ist insofern überraschend, als sie als energieintensive und von Gas abhängige Branche besonders von der im Gang befindlichen Transformation und den hohen Preisen betroffen ist. Im Maschinenbau gleichen sich positive und negative Aussichten gegenwärtig nahezu aus. Mit einem weiteren dramatischen Exportrückgang rechnen die Textilwirtschaft, die Drucker sowie die Metallerzeuger und -bearbeiter, so die Münchner Forscher.
Bauwirtschaft liegt darnieder
Zuletzt zeigten einige Länder wie China wieder etwas mehr Dynamik, weshalb die Bestellungen bei deutschen Exporteuren wieder zulegten. Die Exporte nach China nahmen im Februar um 0,3% auf 8 Mrd. zu. Und in den USA, wo der Wirtschaftsmotor schon etwas länger wieder rund läuft, erhöhten sich die Ausfuhren um 5,5% im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 13,9 Mrd. Euro.
In der Binnenwirtschaft sieht es dagegen weiter zappenduster aus, auch wenn die jüngsten Einkaufsmanagerumfragen und das Ifo-Geschäftsklima einen Silberstreif am Horizont ausgemacht haben. Wobei die wieder etwas positiveren Werte vor allem aus der Erwartung einer baldigen Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) gespeist waren. Vor allem der Bausektor kommt nicht vom Fleck. Die Bundesstatistiker melden etwa am Montag einen erneuten Einbruch des Auftragseingangs im Bauhauptgewerbe für Januar um 7,4% zum Vormonat. Im Tiefbau reduzierten sich die Orders um 3,1%, im Hochbau sogar um 12%. Der Umsatz ging real insgesamt um 5,3% zurück. Auch dass die Binnenschifffahrt 2023 ein neues Allzeittief eingefahren und 5,9% weniger Güter als im Vorjahr transportiert hat, wie Destatis berichtet, deutet darauf eine schleppende Binnenkonjunktur hin.
Neue Prognose am Mittwoch
Das Ifo-Institut rechnet für das Gesamtjahr 2024 mit einem Rückgang der Exporte um 1,1%, nachdem sie bereits 2023 wegen der schwachen Weltkonjunktur um 2,2% gefallen waren. Für das kommende Jahr wird dann ein deutliches Wachstum von 3,4% vorhergesagt. Der Arbeitskreis der deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute legt am Mittwoch seine Gemeinschaftsdiagnose zur deutschen Konjunktur vor.