China: Wachstumsziel und Finanzrisiken im Griff

Premier Li Keqiang setzt sich auf World Economic Forum für Globalisierung ein

China: Wachstumsziel und Finanzrisiken im Griff

nh Schanghai – China wird in diesem Jahr seine Wachstumsziele erfüllen und systemische Finanzstabilitätsrisiken unter Kontrolle halten. Das erklärte Regierungschef Li Keqiang am Donnerstag auf dem World Economic Forum in der nordostchinesischen Hafenstadt Dalian. Li nutzte die auch als Sommer-Davos bezeichnete, jährlich im Juni abgehaltene Nebenveranstaltung zum Davoser World Economic Forum auf chinesischem Boden, um ein Bekenntnis Chinas zu Freihandel und der Förderung der Globalisierungstendenz in der Wirtschaft zu erneuern. Sorge um WeltwirtschaftFreihandel sei eine Voraussetzung für fairen Handel, erklärte Li kurz vor dem Gipfeltreffen der G 20-Staaten am 7. und 8. Juli in Hamburg. Der chinesische Premierminister warnte gleichzeitig davor, dass eine aufkommende Antiglobalisierungsstimmung und wachsende geopolitische Risiken bremsend auf einen globalen Wirtschaftsaufschwung wirken könnten.Li erwähnte in seiner Rede zwar nicht den Namen des US-Präsidenten Donald Trump, doch haben sich die Lenker der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft seit dem Antritt des globalisierungsfeindlichen US-Präsidenten und dem Rückzug der USA aus multilateralen Handelsbündnissen und Klimavereinbarungen bemüht, auf internationaler Bühne mit handelsfreundlichen Parolen ein Gegengewicht zu schaffen. Auf dem diesjährigen Davoser Forum im Januar hatte sich Chinas Staatspräsident Xi Jinping mit einem flammenden Appell zur Bewahrung einer globalisierten Marktwirtschaft und Warnungen vor protektionistischen Tendenzen in Szene gesetzt.Li erneuerte am Donnerstag auch Versprechen der Regierung, den chinesischen Markt bei Industrie und Dienstleistungen für ausländische Firmen stärker zu öffnen und mit gelockerten bürokratischen Bestimmungen ausländische Direktinvestitionen zu fördern. Dabei versicherte er, dass in diesem Jahr verstärkte Kapitalverkehrskontrollen zur Eindämmung eines Kapitalabflusses und Stabilisierung des chinesischen Yuan keine Behinderungen für ausländische Firmen darstellen werden: “Es wird keinerlei Beschränkungen für die Rückführung von Gewinnen ausländischer Firmen in China geben”, betonte der Premier. Risiken “unter Kontrolle”Was die heimische Wirtschaft angeht, hat Li keine Bedenken, dass die für dieses Jahr gesetzten Ziele und insbesondere die als Mindestmarke geltende Steigerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 6,5 % erreicht werden. China sei mittlerweile weniger von Exporten abhängig und stütze sich insbesondere auf einen starken Dienstleistungssektor, der für eine kräftige Binnennachfrage sorge und den Arbeitsmarkt in Schwung halte. Gleichzeitig versuchte Li Ängste über eine drohende Schuldenproblematik in China zu zerstreuen, nachdem das Reich der Mitte kürzlich durch die Ratingagentur Moody’s bei der Länderbonität um eine Stufe herabgesetzt wurde. “Es gibt zwar einige Risiken im Finanzsystem, doch können wir sie unter Kontrolle halten”, versicherte Li.Chinas Wirtschaftslenker und die Zentralbank haben in diesem Jahr mit einer restriktiveren Geldpolitik und Preisdämpfungsmaßnahmen am Immobilienmarkt auf Finanzmarktrisiken einzuwirken versucht. Allerdings könnten sich diese Maßnahmen etwas bremsend auf den Konjunkturverlauf in der zweiten Jahreshälfte auswirken.Nach einem überraschend strammen Wachstum von 6,9 % im ersten Quartal rechnen die Analysten bereits für den laufenden Dreimonatsabschnitt mit einer ersten Abkühlung. Jüngste Konjunkturdaten zeichnen dabei ein gemischtes Bild. Während einige Frühindikatoren für einen Dynamikverlust im verarbeitenden Gewerbe sprechen, sind Chinas Industriegewinne im Mai mit einem Anstieg um 16,7 % gegenüber Vorjahresmonat noch sehr kräftig gewachsen. Am Freitag werden neuen Einkaufsmanagerdaten zur Industrie und Dienstleistungen erwartet.