Chinas Industriegewinne knicken kräftig ein
nh Schanghai
– Trotz einer allgemeinen Konjunkturerholung in China machen sich weiter heftige Nachwehen der mittlerweile abgeschafften Null-Covid-Politik im Industriesektor bemerkbar. In den ersten zwei Monaten des neuen Jahres schrumpften die Gewinne der Industrieunternehmen in China um 22,9% gegenüber der Vorjahresperiode, wie neue Daten des nationalen Statistikbüros vom Montag zeigen. Analysten hatten zwar mit einer Fortsetzung des Negativtrends vom vergangenen Jahr gerechnet, sie hatten aber keineswegs einen so heftigen Rückgang auf dem Zettel. Im vergangenen Jahr, das über weite Strecken von einer mit Corona-Restriktionen im Zusammenhang stehenden Konjunkturflaute geprägt war, waren die Gewinne im Industriesektor nur relativ moderat um 4% gesunken.
Seitens des Statistikbüros wird der überraschend negative Ausweis unter anderem mit einer anhaltend schwachen Konsum- und Binnennachfrage erklärt. Der konjunkturell bedingte Druck auf die Unternehmenserlöse sei von Kostensenkungsmaßnahmen nicht voll abgefangen worden und die Bruttogewinne entsprechend gedrückt. Stark betroffen ist die Elektronikgerätebranche mit einem Rückgang der Gewinne um 77%. Hier leiden vor allem Smartphone- und Computerhersteller unter einer Absatzflaute. In der Automobilbranche wiederum belasteten ein Preiskampf unter den E-Autobauern in China sowie die Abschaffung staatlicher Kaufsubventionen.
Besonders auffällig ist der Negativtrend bei den ausländisch investierten Industriefirmen in China. Deren Gewinne brachen in den ersten beiden Monaten mit einem Rückgang von fast 36% regelrecht ein. Auch im vergangenen Jahr hatten die ausländischen Unternehmen mit einem Gewinnrückgang um fast 10% relativ schlechter abgeschnitten als die heimischen Firmen.
Sektor im Aufwind
Zwar entwickelte sich zugleich die chinesische Industrieproduktion nach Abschaffung der Corona-Restriktionen weder etwas freundlicher. Sie legte in den zwei Monaten um 2,4% gegenüber der Vorjahresperiode zu. Doch scheint sich dies bislang nicht in der Ertragsentwicklung widerzuspiegeln. Analysten betonen, dass es noch einige Monate dauern wird, bis eine nachhaltigere Erholung der Nachfrage und ein gestärktes Konsumvertrauen positive Effekte auf die Ertragsperformance im verarbeitenden Gewerbe zeitigen werden. Eine rasche Erholung ist allein schon mit Blick auf die gegenwärtige Erzeugerpreisentwicklung kaum zu erwarten. Chinas Produzentenpreisindex ist seit Herbst wieder ins Deflationsterritorium übergegangen und dürfte auch in den kommenden Monaten im Minus verharren.