Chinas Preistrend bleibt anämisch
Chinas Preistrend bleibt anämisch
nh Schanghai
Chinas neue Preisdaten verstärken den Eindruck, dass Pekings Stimulus-Bemühungen noch keine rechte Durchschlagswirkung zur Behebung einer schwachen Binnennachfrage und Konsumneigung zeigen. Im Oktober legte der Konsumpreisindex nur noch um 0,3% gegenüber Vorjahresmonat zu. Die Analysten hatten damit gerechnet, dass die Verbraucherpreise unverändert zu September um 0,4% zulegen würden.
Geringe Kerninflation
Zuletzt stiegen die Lebensmittelpreise um 2,9% nach zuvor 3,3%, während die Energiepreise weiter abwärts tendierten. Als winziger Lichtblick gilt, dass die um diese Faktoren bereinigte Kerninflationsrate im Oktober mit 0,2% nach zuvor 0,1% avancierte. Im sequentiellen Vergleich hingegen gibt es keine Belebung. So kam der Konsumpreisindex in Relation zum September um 0,3% zurück, während die Kerninflation auf der Nulllinie lag. Auf Ebene der Erzeugerpreise hat sich die Deflation leicht verstärkt. So fiel der Produzentenpreisindex um 2,9% gegenüber Vorjahr zurück, im September lag man bei -2,8%.
Erzeugerpreise sinken weiter
Laut einer Research-Notiz von Goldman Sachs dürfte es noch bis zum Herbst 2025 dauern, bevor die seit zwei Jahren rückläufigen Erzeugerpreise aus dem Deflationsterritorium herausfinden werden und wieder über die Nulllinie gehen. Als Bremsfaktor erweisen sich nicht zuletzt Überkapazitätsprobleme in einigen Industriebranchen. Ein signifikanter Hinweis darauf findet sich in der Oktober-Statistik. So haben sich die Preise für langlebige Konsumgüter im sequentiellen Vergleich diesmal um 1,1% gegenüber Vormonat, ermäßigt. Das bedeutet den kräftigsten Rückschritt seit dem Jahr 2011.
Neues Fiskalpaket
Analysten gehen davon aus, dass die im September losgetretene Stimulus-Offensive der Regierung nur sehr graduell zu einer Belebung der Binnennachfrage beitragen wird. Die zähe Deflation bei den Erzeugerpreisen, färbt weiterhin negativ auf den Konsumpreistrend ab, während ein insgesamt schwaches Verbraucherklima Druck auf die Dienstleistungspreise ausübt. Das am Freitag vom Budgetausschuss des Volkskongresses verabschiedete Fiskalpaket wird nach Einschätzung der Experten wenig Einfluss auf die Konsumaktivität ausüben.
Indirekte Impulse
Peking wird den Verschuldungsrahmen von Lokalregierungen deutlich ausweiten, und damit über die kommenden Jahre hinweg eine massive Begebung von neuen Sonderanleihen in einem Gesamtumfang von bis zu 10 Bill. Yuan (1,3 Bill. Euro) anstoßen. Dabei geht es vor allem darum, die sogenannte versteckte Verschuldung auf Kommunalebene, die aus Verbindlichkeiten wenig transparenter lokaler Investmentvehikel resultiert, auf Anleiheprogramme umzupolen. Der Schuldenswap gilt zwar als wichtige fiskalische Maßnahme, führt jedoch zu keinem direkten Impuls, der sich auf Binnennachfrage und Konsumneigung auswirkt.
Warten auf neue Stimuli
Die Marktteilnehmer hatten darauf gehofft, dass die Unterstützungsmaßnahme für Lokalregierungen von zusätzlichen fiskalischen Stimuli flankiert wird. Dabei schielt man auch auf die Auswirkungen der nun anstehenden neuen Präsidentschaft von Donald Trump in den USA, mit der verstärkte Handelskonflikte und eine mögliche drastische Erhöhung von US-Strafzöllen auf chinesische Exporte in Haus stehen dürfte. Die Beeinträchtigung der Exportschiene könnte je nach Ausprägung der US-Maßnahmen deutliche Bremseffekte für Chinas Wirtschaftswachstum entfalten, die es anderweitig zu kompensieren gilt.