Chinas Zentralbank verspricht Unterstützung der Wirtschaft
nh Schanghai
Chinas Zentralbank will im Zuge der zu erwartenden Konjunkturerholung nach Aufgabe der chinesischen Corona-Restriktionen der Realwirtschaft weiterhin „nachhaltige Unterstützung“ gewähren, aber auf großangelegte monetäre Stimuli verzichten. Dies geht aus dem neuen geldpolitischen Bericht der People’s Bank of China (PBOC) hervor. Man werde die Balance zwischen einer unterstützenden Anregung des Wirtschaftswachstums und der Vorbeugung von Inflationsrisiken wahren, heißt es im vierteljährlichen erscheinenden Monetary Policy Report der Notenbank. Gegenwärtig rechne man zwar mit einem insgesamt milden Inflationsanstieg, müsse aber das Potenzial für einen erhöhten Preisdruck in der Zukunft im Auge behalten.
Seitens der PBOC erwartet man im Einklang mit den Prognosen der China-Ökonomen und des Internationalen Währungsfonds eine Konjunkturerholung auf breiter Basis und eine Normalisierung der Wirtschaftsaktivität. Gegenwärtig beläuft sich die Konsensschätzung der Analysten für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 auf 5,2%. Im vergangenen Jahr war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 3% gestiegen. Seit Mitte der siebziger Jahre war das chinesische BIP nur 2020 – im Jahr des Pandemieausbruchs – geringer gewachsen.
Die PBOC will ihren geldpolitischen Fokus nun auf eine Stabilisierung der Wachstumskräfte durch Unterstützung der Binnennachfrage lenken. Die Marktteilnehmer rechnen damit, dass die Zentralbank im zweiten Quartal ihren geldpolitischen Steuersatz für die Verzinsung von einjährigen Refinanzierungsgeldern für Geschäftsbanken leicht senken wird. Außerdem dürfte sie auf eine Rücknahme der als Loan Prime Rate (LPR) bezeichneten Referenzzinsen für Unternehmens- und Hypothekenkredite seitens der Großbanken hinwirken.
Gegenwärtig gibt es Anzeichen für eine Belebung der Wirtschaftsaktivität, die sich vor allem an Daten wie Elektrizitätsverbrauch, Verkehrsaufkommen in Großstädten, Reisebuchungen, Gaststättenbesuche festmachen lässt. Während der Januar wegen einer gewaltigen Corona-Ansteckungswelle nach der Abschaffung von Restriktionen und der Feiertagswoche zum chinesischen Neujahrsfest noch ein sehr gemischtes Bild offenbarte, zeigen die Frühindikatoren für den Februar die Festigung einer insgesamt positiven Tendenz – aber keineswegs einen rasanten Aufschwung – an.
Analysten sprechen von einer „ungleichgewichtigen Erholung“ mit einer fühlbaren Stärkung des im vergangenen Jahr von Pandemie-Restriktionen stark beeinträchtigten Konsums, aber mit einigen Schleifspuren im Industriesektor. Zu den ermutigenden Anzeichen gehört eine Stärkung des Geschäftsklimas bei kleinen Privatunternehmen. Der von der Großbank Standard Chartered verantwortete China Small Business Confidence Index zeigt im Februar erstmals seit September wieder nach oben und weist den höchsten Stand seit Jahresmitte 2022 aus.
Eher ernüchternd sind jedoch erste Performance-Indikatoren für Februar für das verarbeitende Gewerbe in China. So scheint die Exportwirtschaft unter einer anhaltenden Abschwächung der globalen Nachfrage zu leiden. Gleichzeitig deuten sich rückläufige Absatzzahlen bei heimischen Autobauern an. Auch im stark angegriffenen Immobiliensektor weisen Daten zu Neuwohnungsverkäufen noch keine spürbare Erholung aus.