Chinas Zentralbank lässt monetäre Impulse vom Stapel
Chinas Zentralbank lässt monetäre Impulse vom Stapel
PBOC kündigt breite Runde von Zinssenkungen an – Schützenhilfe für den Aktienmarkt
China will die akute Konjunkturschwäche mit monetären Stimuli angehen. Die People’s Bank of China (PBOC) China geht mit einer Salve von Ankündigungen in die Vollen. Neben Zinssenkungen und Lockerung der Mindestreserve will die Zentralbank Finanzinstituten auch Liquidität für Aktienkäufe bereitstellen.
nh Shanghai
Chinas Zentralbank hat am Dienstag ein breites Paket von monetären Lockerungsmaßnahmen vorgestellt, das der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft dringend benötigte neue Impulse verleihen soll. Im Vordergrund steht eine Senkung der kurzfristigen Zinsen und der Mindestreserveverpflichtung für Banken, der in den kommenden Wochen auch eine Ermäßigung der fünfjährigen Loan Prime Rate (LPR) als Benchmark für neue Hypothekenkredite folgen wird.
Anregung zu Aktienkäufen
Die People’s Bank of China (PBOC) will auch Schützenhilfe für den schwächelnden Aktienmarkt leisten. Sie stellt eine Liquiditätslinie über 500 Mrd. Yuan (64 Mrd. Euro) bereit, aus der sich Wertpapierhäuser, Fonds und Versicherungen auf einer Swap-Basis bedienen können, um Aktienkäufe zu tätigen. Hinzu kommt eine Kreditfazilität über 300 Mrd. Yuan, mit der Unternehmen und ihre Großaktionäre zu günstigen Konditionen Aktienrückkäufe oder Beteiligungsaufstockungen finanzieren können. Darüber hinaus will sich die Regierung mit der Auflage eines zentralen Aktienstabilisierungsfonds befassen, erklärte PBOC-Gouverneur Pan Gongsheng am Dienstag.
Jubel an der Börse
An den chinesischen Börsen wurden die Ankündigungen mit einem großen Hurra aufgenommen. Der zur Septembermitte nahe an ein Fünfjahrestief gegangene Blue-Chip-Index CSI 300 zog am Dienstag um 4,3% an, auch in Hongkong sah man einen Anstieg des Leitindex Hang Seng von gut 4%. In Peking wird der Stabilisierung des Aktienmarkts eine wichtige Rolle in den Bemühungen zur Anregung des Wirtschaftsvertrauens zugesprochen, von der man sich auch eine breitere Verbesserung des stark eingetrübten Konsumklimas verspricht. Pan zufolge will die PBOC am Kurs einer akkommodierenden und die Wirtschaftskräfte anregenden Geldpolitik festhalten. „Wir werden die Intensität der geldpolitischen Regulierung weiter steigern“, hieß es am Dienstag.
Geldmarktzins sinkt weiter
Bei den Einzelmaßnahmen ragt die Senkung der Zinsen auf kurzfristige Offenmarktgeschäfte der Banken heraus. Der 7-Tage-Reposatz wird von 1,7% auf 1,5% gesenkt. Im Juli war dieser geringfügiger um 10 Basispunkte ermäßigt worden. Mittlerweile gilt der Reposatz als bevorzugtes geldpolitisches Steuerungsinstrument der PBOC und ist implizit in die Funktion eines Leitzinses getreten, aus der sich weitere Lockerungen bei längerfristigen Zinssätzen ergeben.
MLF-Zins soll nachziehen
Die im Juli erwirkte Änderung des Steuerungsmodus führt dazu, dass geldpolitische Signale nicht mehr primär von Veränderungen des Zinses für die Medium-Term Lending Facility (MLF) ausgehen, mit der sich die Geschäftsbanken monatlich mit einjährigen Geldern refinanzieren. Bei der nächsten Anpassung in wenigen Tagen rechnen die Marktteilnehmer damit, dass der einjährige MLF-Zins, der zuletzt im Juli von 2,5% auf 2,3% gesenkt wurde, auf dann 2% herabgeschleust wird.
Mindestreserve gelockert
Die PBOC wird als weiteren Impuls die Mindestreserveverpflichtungen lockern. Bei großen und mittelgroßen Banken sinkt die Mindestreservequote, als Anteil ihrer Einlagen, der bei Zentralbank geparkt werden muss, um 0,5 Prozentpunkte auf 9,5 beziehungsweise 6,5%. Diese Maßnahme ist mit einer Liquiditätszufuhr und Erweiterung der Kreditvergabespielräume verbunden, die Pan auf rund 1 Bill. Yuan (128 Mrd. Euro) bezifferte.
Hypothekenkredite werden billiger
Als potenzielle Belebungsmaßnahme für den angeschlagenen Immobilienmarkt sieht die Zentralbank eine weitere Senkung der Hypothekenzinsen vor. Die Banken werden dazu angeleitet, die Konditionen für neue, aber auch für bestehende Hypothekenkredite um einen halben Prozentpunkt zu senken. Damit würde die gegenwärtig bei 3,85% stehende LPR in der Fünfjahresfrist auf 3,35% gehen.
Begleitend dazu soll die von den Finanzregulatoren diktierte Mindestanzahlungsrate für Hypothekenkredite weiter gelockert werden. Künftig wird die Rate für Kredite zum Erwerb von Zweitwohnungen von 25% auf 15% gesenkt und steht dann auf dem gleichen Niveau wie bei Ersthypotheken. Davon verspricht man sich eine Anregung von spekulativen Wohnungskäufen, die sich vor allem auf die Immobilienpreissituation in führenden Großstädten auswirken könnte. Analysten bezweifeln allerdings, dass auf diesem Wege eine signifikante Wende am Wohnimmobilienmarkt eingeleitet werden kann.