Private Altersvorsorge

DAI: Fehler der Riester-Rente nicht wiederholen

Das DAI schlägt ein „Altersvorsorgedepot“ zur Ergänzung der gesetzlichen Renten vor: flexibel, einfach und renditeträchtig für die Sparer. Kostenträchtige Kapitalgarantien „sind überflüssig“, sagt DAI-Chefin Christine Bortenlänger.

DAI: Fehler der Riester-Rente nicht wiederholen

DAI: Fehler der Riester-Rente nicht wiederholen

Aktieninstitut hält Garantien für kapitalgedeckte Rente für überflüssig – Altersvorsorgedepot vorgeschlagen

lz Frankfurt

Die Riester-Rente sollte die gesetzliche Rente durch eine steuerlich geförderte kapitalgedeckte Anlageform ergänzen. Hohe Verwaltungskosten, niedrige Renditen und geringe Flexibilität verhinderten aber ihren Erfolg. Mit dem „Generationenkapital“ will die Bundesregierung nun ein gefördertes kapitalgedecktes Altersvorsorgeprodukt auf den Weg bringen, das die gesetzliche Rente in Zeiten des demografischen Wandels entlastet und den Sparern deutlich höhere Erträge bringt.

Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) hat mit der DWP-Bank hierfür Leitplanken formuliert und ein „Altersvorsorgedepot“ vorgeschlagen, das einfach gestrickt ist und flexibel mit geeigneten Finanzprodukten befüllt werden kann. Das soll das gesetzliche Rentensystem ergänzen und entlasten, auf das demografisch bedingt bald noch größere Belastungen zukommen, und den Kapitalmarkt stärken, dem etwa zur Finanzierung der Klimatransformation wichtig ist.

Andere europäische Länder hätten schon länger auf kapitalgedeckte flexible Varianten für die Rente gesetzt, betont DAI-Chefin Christine Bortenlänger. Immerhin muss der deutsche Fiskus das Umlagesystem Jahr für Jahr mit 110 Mrd. Euro stabilisieren. Entscheidend sei, „die Fehler bei der Riester-Rente nicht zu wiederholen“. So verzichteten viele Staaten, die entsprechende Depots schon länger fördern, fast komplett auf Kapitalgarantien. Die seien, so Bortenlänger, angesichts des langen Anlagehorizonts bei der Altersvorsorge „unnötig“. Selbst nach großen Krisen sei die Aktienanlage stets nach höchstens 13 Jahren im „grünen Bereich“ und werfe mindestens Renditen zwischen 6 und 9% ab.

Um eine auskömmliche Rente zu ermöglichen, ist nach Meinung von Heiko Beck, Vorstandsvorsitzender der DWP Bank, allerdings eine gesetzlich festgelegte Mindestaktienquote von 60% nötig – analog zum Fondssparen mit vermögenswirksamen Leistungen. Wie im Ausland üblich sollten die Restriktionen für Anbieter ansonsten gering gehalten werden und es sollte auf vorhandene Standardprodukte gesetzt werden, was abermals Kosten spare, so DAI-Experte Norbert Kuhn. Und schließlich solle die steuerliche Förderung der Beiträge von 2.100 auf 6.000 Euro pro Jahr angehoben werden. Andere Länder gingen da noch weiter: Frankreich auf 10% des zu versteuernden Einkommens, Höchstgrenze von 37.094 Euro; Irland je nach Lebensalter auf 15 bis 40% des Einkommens.

Dass die Versicherer etwas andere Vorstellungen zur Kapitalmarktrente haben, räumt das DAI durchaus ein. Über diese Schiene würden die Versichertengelder aber nur mittelbar am Kapitalmarkt angelegt. „Und wer Produkte mit Kapitalgarantie haben möchte, wie sie die Versicherer anbieten, sollte sie auch bekommen“, sagte Bortenlänger. Aber die Altersvorsorge brauche mehr Freiheitsgrade, als sie die Riester-Rente besitze. Und einen direkten Kapitalmarktbezug der Sparer über Aktiensparen hält das DAI schon aus Kostengründen für sinnvoller und renditemäßig günstiger. Die Erfahrungen im Ausland, so Bortenlänger, würden das klar aufzeigen.

Die Versicherungswirtschaft verfolgt indessen einen anderen Ansatz. Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), spricht sich gegen eine Mindestaktienquote von 60% aus. Das „wäre ein erhebliches Risiko für die Vorsorgenden“. Bei fallenden Aktienkursen müssten dann andere Anlagen verkauft und in Aktien investiert werden, um die Quote einzuhalten. Außerdem würde eine schrittweise Senkung des Aktienanteils mit zunehmendem Alter dadurch verboten. Auch dürfte die Mehrheit der Vorsorgenden Präferenzen für mehr Sicherheit bei der Altersvorsorge haben, als 60% Aktienanlage mit sich bringen würden, warnt Asmussen. Stattdessen spricht sich der GDV „für eine Absenkung der Beitragsgarantie von 100 auf 80%“ aus. Dies ermögliche eine renditeträchtigere Mischung der Kapitalanlagen und mehr Investitionen in alternative Anlagen wie Infrastruktur, erneuerbare Energien und auch Aktien.

Aktuell arbeitet das Finanzministerium an einem Gesetzentwurf für die neue private Altersvorsorge. Dieser soll dann mit dem Arbeits- sowie dem Wirtschaftsministerium abgestimmt und dem Kabinett in dieser Legislaturperiode vorgelegt werden. Die dafür eingeplante Fördersumme liegt zwischen 10 und 12 Mrd. Euro.

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