Zwischen Hoffen und Bangen
Einzelhandel
Zwischen Hoffen und Bangen
md Frankfurt
Es könnte vieles noch viel schlimmer werden – oder manches deutlich besser. Die Lage im deutschen Einzelhandel ist angespannt. Die große Verunsicherung in weiten Teilen der Bevölkerung bremst die Kauflaune. Dadurch stieg die Sparquote im vergangenen Jahr gemäß Destatis auf 11,6 (i.V. 10,4)%. So wanderten fast 300 Mrd. Euro, 42 Mrd. mehr als 2023, in den Sparstrumpf. Einige Volkswirte gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft 2025 erneut schrumpft, selbst wenn neue US-Zölle ausbleiben. Das wäre dann das dritte Rezessionsjahr in Folge. Dass Deutschland nicht völlig verzagt, liegt daran, dass der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts bislang nahe der 0-Marke blieb. Doch die Konjunkturflaute und die Unsicherheit, u.a. über die Zusammensetzung der nächsten Bundesregierung, deren Ziele und Maßnahmen, führen zum sogenannten Angstsparen – bisher noch in einer milden Form, aber das muss nicht so bleiben.
Eine Verteilung der Parlamentssitze in Berlin nach der Wahl am 23. Februar, die eine Regierungsbildung schwierig macht, was zu langen Koalitionsverhandlungen führen würde, dürfte die Stimmung im Land weiter sinken lassen. Andererseits könnte sich die schnelle Bildung einer neuen deutschen Regierung, die wirtschaftsfreundlichere Akzente setzt – etwa mit dem Bürokratieabbau Ernst macht – und überzeugend Zuversicht ausstrahlt, kurzfristig sehr positiv auf die Konsumlaune wirken. Wie dauerhaft diese wäre, hinge vom Umfeld ab. Dazu gehören die geopolitischen (Grönland, Panama-Kanal) und wirtschaftlichen (Zölle) Ambitionen von US-Präsident Donald Trump, der Wettbewerbsdruck durch chinesische Plattformen wie Temu, Shein und Aliexpress und die Entwicklung der Kosten, etwa für Personal und Energie.
Alles in allem sind die Risiken für die Verbraucherstimmung nicht nur mannigfaltiger als die Chancen, sie wiegen auch schwerer. Daher sind die Perspektiven für die Konsumlaune und damit das Geschäft der Einzelhändler eher negativ. Über kurz oder lang wird sich das nicht nur in den Erlösen und Investitionen der Branche niederschlagen, wie die jüngste Konjunkturumfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) bei Einzelhändlern und deren Erwartungen für 2025 zeigt. Es dürfte sich auch an der Zahl der Insolvenzen und der Beschäftigten ablesen lassen.