Brexit

Deutsche Firmen geben Umsiedlungspläne auf

Viele deutsche Firmen haben ihre Pläne zur Verlagerung von britischen Geschäftsaktivitäten wegen des EU-Austritts des Landes aufgegeben, wie aus der Frühjahrsumfrage der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer hervorgeht.

Deutsche Firmen geben Umsiedlungspläne auf

hip London

Viele deutsche Firmen haben ihre Pläne zur Verlagerung von britischen Geschäftsaktivitäten wegen des EU-Austritts des Landes aufgegeben. Wie aus der Frühjahrsumfrage der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer hervorgeht, hielt nur noch ein Fünftel der befragten Unternehmen daran fest. Im Herbst vergangenen Jahres waren es noch 70 % gewesen. Mehr als die Hälfte (52 %) erwarten nun zudem, dass sich die britische Wirtschaft in den kommenden zwölf Monaten besser oder bedeutend besser entwickeln wird als bisher. Mehr als ein Drittel (35 %) planen eine Erhöhung der Investitionen und nur ein Zehntel eine Reduzierung. Zum Vergleich: Im Herbst 2020 planten nur 5 % eine Aufstockung, aber dafür 20 % eine Verringerung.

„Die Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass die Stimmung in der deutsch-britischen Wirtschaft trotz der Covid-Pandemie und Brexit viel optimistischer ist als vor sechs oder zwölf Monaten“, sagte Ulrich Hoppe, der Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer. „Trotzdem sollte man die Auswirkungen vom Brexit auf die zukünftige Struktur der Lieferketten nicht unterschätzen, denn Handelsbarrieren, Zollformalitäten und zusätzliche Kosten sind weiterhin ein entscheidendes Thema für viele Firmen.“ Für die Studie wurden 117 webbasierte Interviews mit Unternehmen der deutsch-britischen Wirtschaft geführt, die im Vereinigten Königreich operativ aktiv sind.

Unterdessen kündigte Notenbankchef Andrew Bailey an, dass die Bank of England einen „northern hub“ einrichten und ihre Präsenz über das Vereinigte Königreich hinweg we­sentlich erhöhen möchte. Die Finanzbranche ist stark auf London fokussiert. Seit einiger Zeit wird in Westminster darüber diskutiert, wie sich die strukturschwachen Regionen im Norden des Landes aufwerten lassen. Leeds wird der Standort für den „northern hub“. Dort befindet sich die größte der zwölf regionalen Niederlassungen der Bank of England. Vor knapp einem Vierteljahrhundert wurde die 1827 eingerichtete Filiale zu einem Bargeldverteilerzentrum umgewandelt. Chief Operating Officer Jo Place überprüft gerade, wie sich die Notenbank in den Regionen aufstellen sollte. Zu den Optionen gehört der „Times“ zufolge die Umwandlung der Filialen in „Mini-Hubs“, die flexibles Arbeiten von Zuhause ermöglichen sollen. Schatzkanzler Rishi Sunak verlegt derweil 750 Beamte des Schatzamts nach Darlington. Auch Bradford, Leeds und Newcastle sollen interessiert gewesen sein, Standort für das „Treasury North“ zu werden.