Deutsche Importe verbilligen sich wie seit 1987 nicht mehr
Deutschland
Importe verbilligen sich wie seit 1987 nicht
ms Frankfurt
Der Preisdruck auf den den Verbraucherpreisen vorgelagerten Stufen lässt in Deutschland weiter kräftig nach – was die Hoffnung nährt, dass auch die Inflationsrate in den nächsten Monaten weiter spürbar nachgeben wird. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte, verzeichneten die Importpreise im Juli mit −13,2% sogar den stärksten Rückgang seit mehr als 36 Jahren. Die Erzeugerpreise waren im Juli um 6,0% zum Vorjahresmonat gesunken – so stark wie seit dem Jahr 2009 nicht (vgl. BZ vom 22. August).
„Der flotte Rückgang bei den Produzenten- und Einfuhrpreisen stimmt zuversichtlich, dass der Inflationsschub in den kommenden Monaten weiter abnimmt“, sagte Bastian Hepperle, Ökonom beim Bankhaus Hauck Aufhäuser Lampe. Da die deutsche Wirtschaft viele Vorprodukte und Rohstoffe aus dem Ausland bezieht, kommen sinkende Einfuhrpreise zeitlich verzögert auch bei der allgemeinen Inflation an.
Ausschlaggebend für den starken Rückgang im Juli war laut den Statistikern wie schon in den Vormonaten vor allem ein Basiseffekt durch die hohen Preissteigerungen im Vorjahr aufgrund des Kriegs in der Ukraine. Energieeinfuhren etwa waren nun um 47,4% billiger als im Juli 2022, aber 1,4% teurer als im Juni 2023. Ohne Berücksichtigung der Energiepreise waren die Importpreise im Juli 2023 um 3,1% niedriger als im Vorjahresmonat. Zuletzt waren die Importpreise auf Jahressicht im Januar 1987 stärker zurückgegangen als jetzt im Juli, damals um 14,2%. Im Juni 2023 hatte die Veränderungsrate zum Vorjahr bei −11,4% gelegen, im Mai bei −9,1%.
Auch gegenüber dem Vormonat fielen die Importpreise im Juli – um –0,6%. Auf Monatssicht hatten Ökonomen mit einer Stagnation gerechnet. „Der Inflationsschub von außen nimmt also deutlich ab“, sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Auch er wertete das per se als Zeichen für einen weiteren Rückgang der Gesamtteuerung. Allerdings gebe es auch gegenläufige Entwicklungen wie den zunehmenden Lohndruck (siehe auch Text oben auf dieser Seite).