Industrieproduktion

Deutsche Industrie legt Pause ein

Die deutsche Industrie legt im Dezember eine Verschnaufpause ein: Die Produktion stagniert, der Auftragseingang geht zurück. Ökonomen sehen die Rolle der Industrie als Konjunkturstütze aber nicht in Gefahr.

Deutsche Industrie legt Pause ein

ba Frankfurt

Die deutsche Industrie hat zum Jahresende zwar eine Verschnaufpause eingelegt, wird ihrer Rolle als verlässliche Konjunkturstütze aber weiter gerecht. Nachdem sich im verarbeitenden Gewerbe im Dezember die ersten Spuren des verschärften Lockdowns zeigten, wird sie allerdings im ersten Quartal die Schwäche der Dienstleister wohl nicht mehr ganz ausgleichen können – zumal nun auch der Wintereinbruch den Bausektor empfindlich treffen könnte; dieser hatte laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) neben den steigenden Exporten dazu beigetragen, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal um 0,1% zugelegt hatte.

Ein BIP-Rückgang im Startabschnitt 2021 gilt unter Ökonomen als ausgemachte Sache, zumal eine Verlängerung des Lockdown bis mindestens Anfang März im Raum steht (siehe Bericht auf dieser Seite). Der Rückgang dürfte jedoch geringer als im vergangenen Jahr ausfallen. Auch der wöchentliche Aktivitätsindex der Bundesbank (WAI) kündet von einer sich verlangsamenden Konjunkturdynamik. Ab dem Frühjahr – so allgemein die Erwartungen – soll es mit der Wirtschaft dann dank der fortschreitenden Impfungen und der wärmeren Witterung wieder kräftig bergauf gehen. Die Bundesregierung erwartet ein Wachstum von 3,0% für das laufende Jahr nach dem Einbruch um 5,0% im Coronajahr 2020.

November lief besser

Laut vorläufigen Destatis-Angaben stagnierte die Gesamtfertigung von Industrie, Bau und Energieversorgern im Dezember nach zuletzt sieben Anstiegen in Folge. Ökonomen hatten hingegen mit einem weiteren Wachstum um 0,3% gerechnet. Allerdings revidierten die Wiesbadener Statistiker das Produktionsplus vom November nach oben: auf +1,5% von zuvor +0,9%.

Wie stark die Corona-Pandemie die Produktion gedämpft hat, zeigt der Vergleich zu Februar 2020, dem letzten Monat vor dem ersten Lockdown: Laut Destatis liegt der Rückstand hier bei 3,6%. Im Gesamtjahr 2020 hat das verarbeitende Gewerbe kalenderbereinigt 8,5% weniger hergestellt als im Jahr 2019.

Der Produktionsrückgang im Dezember beruht auf dem Minus von 3,2% im Baugewerbe und der um 2,9% unter dem Vormonatsniveau liegenden Energieerzeugung. Die Industrie im engeren Sinne weitete die Fertigung um 0,9% aus und erhöhte damit die Serie an Produktionszuwächsen auf acht Monate.

Der weitere Ausblick für die Industriekonjunktur bleibt laut Bundeswirtschaftsministerium „allerdings angesichts des allgemeinen Pandemiegeschehens und aufgrund von Lieferengpässen in der Halbleiterindustrie verhalten“. Hierfür sprächen auch eine zuletzt schwächere Auftragslage und eine gedämpfte Stimmung in den Unternehmen. Die Produktionserwartung stieg im Januar jedoch. Das entsprechende Ifo-Barometer legte um 3,3 auf 8,4 Punkte zu. Während die Erwartungen in der Autoindustrie und der Pharmazie deutlich gestiegen seien, hätten sich die Aussichten bei den Herstellern von Möbeln und von Bekleidung eingetrübt, berichtete Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.

Eher optimistisch gestimmt

Bankvolkswirte erwarten nach den gestern veröffentlichten Daten, dass sich der Aufwärtstrend der Industrie fortsetzt. Allerdings dürften Lieferkettenprobleme in der Automobilindustrie die dortige Produktion in den kommenden Monaten beeinträchtigen, schränkte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen ein. Jens-Oliver Niklasch von der LBBW rechnet zwar vorerst nicht mit größeren Sprüngen der Industrie. Vor dem Hintergrund des Dezember-Lockdowns seien die unspektakulär aussehenden 0% „aber eher ein Zeichen der Stärke“. Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, bescheinigt der Industrieproduktion gute Chancen, „noch in den Frühjahrsmonaten das Vorkrisenniveau zu erreichen“.

Für Zuversicht mit Blick auf die Euro-Industrie sorgte, dass Spaniens Industrie die Produktion im Dezember um 1,1% zum Vormonat ausgeweitet hat. Ökonomen hatten nach dem Minus von 0,9% im November einen Fertigungszuwachs von 0,3% erwartet. Am Freitag meldet Eurostat die Produktionsdaten für den Euroraum: Erwartet wird eine Stagnation zum November.

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