Außenhandel

Deutsche Waren in der EU nicht so gefragt

Dank der USA erholen sich die Exporte im August stärker als erwartet. Der Handelsüberschuss sinkt weiter.

Deutsche Waren in der EU nicht so gefragt

ba Frankfurt

Die deutschen Exporteure haben laut neuen Zahlen zwar im August noch einmal gute Geschäfte gemacht, doch es zeigen sich bereits Spuren der schwächelnden Weltkonjunktur. Zudem sind die Aussichten angesichts der rekordhohen Inflation, der rasant steigenden Energiekosten und der Unsicherheit infolge des Ukraine-Kriegs trübe. Und nun hat auch die Welthandelsorganisation (WTO) die Prognosen für den Welthandel gekappt (siehe Text auf dieser Seite).

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) wurden im August Waren im Wert von kalender- und saisonbereinigt 133,1 Mrd. Euro exportiert, das sind 1,6% mehr als im Vormonat. Ökonomen hatten ein Plus von 1,1% erwartet nach dem Rückgang um 1,6% im Juli. Die USA waren dabei größter Abnehmer von Waren made in Germany – der „satte Zuwachs“ um 12% nach schon starken Vormonaten, wie Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbands (BGA) schreibt, ist wohl auch zu einem Teil dem schwachen Euro zu verdanken. Er betonte angesichts der gestiegenen Bedeutung der USA als Exportpartner die Notwendigkeit, die Wirtschaftsbeziehungen mit den USA auf belastbarere Füße zu stellen. „Wir brauchen nun schnell Fortschritte bei den Verhandlungen im Rahmen des Handels- und Technologierats TTC“, erklärte Jandura. Neue protektionistische Bestimmungen der Buy-American-Vorschriften etwa zur steuerlichen Förderung von Elektroautos im Rahmen des Inflation Reduction Act würden großen Sprengstoff bergen. Auch der von der EU geplante CO2-Grenzausgleichmechanismus habe das Potenzial, einen neuen Handelskonflikt heraufzubeschwören.

„Kalter Exportwinter“

„Das leichte Wachstum der Ausfuhren im August ist nur ein letztes Aufflackern vor einem kalten Exportwinter“, sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. Für das dritte Quartal zeichne sich ein Minus ab. „Enorme Kostensteigerungen für Energie und eine durch Inflation weltweit geschwächte Kaufkraft lasten wie Blei auf der deutschen Exportwirtschaft“, sagte Treier. Die Unternehmen seien dazu gezwungen, ihre Kostensteigerungen an ihre Kunden weiterzugeben. Das gelinge aber nur teilweise.

Im August entwickelten sich wie schon in den vergangenen Monaten die Exporte nach Europa und in Drittstaaten in entgegengesetzte Richtungen. In die EU wurden 0,8% weniger Waren exportiert, die Ausfuhren in die Euro-Länder sanken um 0,6%. In Drittstaaten wurden 4,7% mehr exportiert. Als erfreulich bezeichnete BGA-Chef Jandura, dass sich der Handel mit dem Vereinigten Königreich weiter erholte und die Ausfuhren nach China stabil blieben.

Kräftiger als die Exporte legten die Einfuhren – wegen der teuren Energieimporte – zu: Sie stiegen den siebten Monat in Folge, und zwar um 3,4% auf 131,9 Mrd. Euro. Der Handelsbilanzüberschuss hat sich damit weiter auf 1,4 Mrd. Euro verringert. Grund für den Rückgang des viel kritisierten Außenhandelsüberschusses sei nicht eine stärkere Binnennachfrage, sondern hohe Energiepreise und strukturell schwächere Exporte, mahnte ING-Chefökonom Carsten Brzeski. Zudem seien die Außenhandelsdaten nicht preisbereinigt.

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